Themen

, ,

Protest gegen geplante Fassadenveränderung des GSW-Gebäudes

2. Juni 2022

Annette Kisling
Annette Kisling
GSW-Hochhaus 1999, Sauerbruch Hutton Architekten

Geplante Fassadenveränderung des GSW-Gebäudes: BDA Berlin fordert Instandsetzung der Sonnenschutzfassade und Erhalt des charakteristischen Erscheinungsbildes

Das weithin sichtbare Ensemble des GSW-Hochhauses unweit des Checkpoint Charlie mit seiner farbigen Mosaik-Fassade ist zweifelsohne einer der herausragenden Bauten der Stadt, mit dem die Architekten Sauerbruch Hutton in den 1990er Jahren ein eindrucksvolles Statement für qualitätvolles und ressourcenschonendes Bauen setzten. Ausgerechnet die farbgebenden Aluminium-Sonnenschutzelemente der Westfassade mit ihren changierenden Orange- und Rottönen, die gestalterisch wie funktional so prägend für das Haus sind, sollen nun nach dem Willen des derzeitigen Eigentümers Sienna Real Estate Property durch ein in Funktionalität, Farbigkeit und Anmutung gänzlich abweichendes textiles System ersetzt werden.

„Mit dem Austausch der Sonnenschutzanlage wird der einzigartige ikonografische Charakter des Gebäudes zerstört“ kritisiert Julia Dahlhaus als Vorsitzende des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, Landesverband Berlin. Der BDA Berlin fordert, dass „im Sinne der Baukultur und auch der Nachhaltigkeit die bestehende Sonnenschutzanlage instandgesetzt wird“ und ruft die Öffentlichkeit zur Unterstützung der von Sauerbruch Hutton gestarteten Online-Petition auf

Die Hauptverwaltung für die senatseigene Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft GSW von Sauerbruch Hutton Architekten aus dem Jahr 1999 fügte dem Stadtraum des ehemaligen Berliner Zeitungsviertels als Erweiterung des Punkthochhauses von Schwebes und Schoszberger (1961 für den Ullstein Verlag erbaut) eine erzählerische Note hinzu. Basis des mehrteiligen Ensembles bilden die wohltuend niedrigen, dreigeschossigen Sockelbauten, die an die Maßstäblichkeit des barocken Berlin erinnern. Darüber erheben sich der zylindrische farbige Baukörper der sogenannten „Pillbox“ sowie als markantes Pendant zum 17-geschossigen Bestandsturm die geschwungene 22-geschossige Hochhausscheibe, deren Energiekonzept einer gesteuerten natürlichen Belüftung mit Abluftfassade Ende der 90er Jahren einen Ausblick in die Zukunft wagte und auch gestalterisch prägend wurde.

Das Ensemble wurde im Jahr 2000 mit dem Architekturpreis Berlin ausgezeichnet. Zahlreiche weitere Preise, darunter die Nominierung für den Mies van der Rohe Award und den Stirling Prize unterstreichen die internationale Wertschätzung dieses richtungsweisenden Baus, der bereits vor über 20 Jahren zeigte, wie nachhaltiges Bauen auch gestalterisch überzeugend gelingen kann. Die intelligente Einbeziehung des Bestandsturms, ein Haustechnikkonzept, das in großen Teilen des Gebäudes natürliche Belüftung ermöglicht und schließlich eine einprägsame Architektur, die mithilfe der poetischen Energiefassade mit ihren farbigen Sonnenschutzelementen ein Bild in der Stadt erzeugte, machen den Bau zu einem wichtigen Stadtbaustein.

Wird die Sonnenschutzfassade mit ihren charakteristischen dreh- und verschiebbaren Lochblechpaneelen wie vom Eigentümer geplant demontiert und durch Stoffbehänge in gänzlich anderen Farbtönen ersetzt, droht eine unwiederbringliche Entstellung dieser Ikone der Architektur.

Der BDA Berlin protestiert gegen die willkürliche Zerstörung eines baukulturell bedeutsamen, großartigen Gebäudeensembles, das den ganzen Stadtteil mitprägt, und fordert die Verantwortlichen auf, die Sonnenschutzanlage zu erhalten bzw. instand zu setzen.

Link zur Online-Petition:
https://www.change.org/p/gegen-die-entstellung-der-ehemaligen-gsw-hauptverwaltung

Weitere Informationen:
Claus Käpplinger hat für das Magazin Marlowes einen sehr lesenswerten Beitrag zum Thema verfasst.
Diesen finden Sie unter: https://www.marlowes.de/rettet-die-farben/

Downloads

Partner