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Zum 80. Geburtstag von Walter Neuhäusser

9. Oktober 2006

Franz Josef Hamm zum Jubiläum des Architekten

An seinem 80. Geburtstag wird Walter Neuhäusser zwar nicht in Limburg sein – er hat seit einigen Jahren ein zweites Domizil in Süddeutschland – aber es gibt viele Gründe heute in Limburg seiner zu gedenken.

Am 9. Oktober 1926 in Oberbrechen als Sohn der Eheleute Joseph und Rosa Neuhäusser, geb. Ricker geboren – der Vater war ein weithin bekannter Dirigent und Komponist – besuchte er die Schule in Limburg und machte eine Berufsausbildung als Kulturbautechniker beim Limburger Kulturamt. 1943 wurde Walter Neuhäusser zunächst zum Arbeitsdienst und daran anschließend zur Wehrmacht eingezogen. Er kam in der Normandie zum Fronteinsatz, wurde gefangen genommen und landete in Cherburg im Lager. Die Begegnung mit Frankreich und den Franzosen hinterließen einen tiefen Eindruck bei ihm; hier liegt die Grundlage der engen Beziehung Walter Neuhäussers zu diesem Land, in dem er fast alle späteren Urlaube verbrachte. Eine zweite entscheidende Prägung stellt der Fund eines Heftes der Zeitschrift „das neue frankfurt“ dar – das wichtigste Organs der modernen Architektur der 1920er und 1930er Jahre. Es wurde ihm klar, dass seine Berufung die zum Architekten war, der sich einer konsequenten und mit den Mitteln der neuesten Technik ausgeführten Baukunst verpflichtete. 1946 wieder nach Limburg zurückgekehrt, musste Walter Neuhäusser jedoch zunächst fünf Jahre lang seinem Brotberuf als Kulturbautechniker nachgehen. Erst dann reichten die finanziellen Mittel für den Besuch des Abiturkurses am Goethegymnasium in Frankfurt und für ein anschließendes Studium an der Städelschule, der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst in Frankfurt am Main, bei Professor Johannes Krahn. Walter Neuhäusser gehörte damit zu den ersten Architekten am Städel nach dem 2. Weltkrieg.

Er arbeitete während des Studiums in verschiedenen Architekturbüros in Frankfurt am Main und wagte nach Studienabschluss 1956 sofort den Schritt in die Selbstständigkeit. Aufsehenerregende Wohnhäuser und Ladenumbauten entstanden in Limburg und auch im Messebau war Walter Neuhäusser tätig.

Der erste große Erfolg war der gewonnene Wettbewerb für das Freibad in Limburg, dessen Pläne er zusammen mit seinem Studienfreund Johannes P. Hölzinger ausgearbeitet hatte. Das Bad, wegen der äußerst knappen Finanzmittel mit sehr einfachen Materialien errichtet, galt lange als schönstes Freibad in Hessen. Leider wurde es nicht so gepflegt, wie es gerade die bescheidenen Materialien erfordert hätten. So wurden die Hochbauten später durch die des „Parkbades“ ersetzt.

Sehr früh schon interessierten Walter Neuhäusser leichte Flächentragwerke und Schalenkonstruktionen. Dies bewog die Kollegen Störmer, Bremen und Nissen, Wiesbaden, die einen Wettbewerb für ein Hallenbad in Hamburg gewonnen hatten, ihn zur Überarbeitung des Wettgewerbsergebnisses heranzuziehen. Zusammen mit dem Statiker Professor Leonhard, dem Erbauer fast aller Fernsehtürme in Deutschland, entstand an der Sechslingspforte in Hamburg die große Schwimmhalle aus zwei freitragenden hyperbolisch-paraboloiden Betonschalen, die die Hamburger anerkennend „Schwimmoper“ tauften. Als Folge dieser Arbeit entstand das Konzept für die Limburger St. Hildegardis-Kirche sowie neun kleinere Schalenkonstruktionen an verschiedenen Orten, insbesondere für Friedhofshallen.

Walter Neuhäusser unterrichtete an der Glasfachschule in Hadamar von 1975 bis 1990 die zukünftigen Glastechniker in konstruktivem Glasbau. Von 1976 bis 1978, vermittelte er den Studenten der Fachhochschule Koblenz die Grundlagen leichter Flächentragwerke.

Seine Kenntnis als Architekt und sein Gespür für gewachsene historische Strukturen brachte Walter Neuhäusser als Stadtverordneter der CDU ein, als das große Projekt Stadtsanierung anstand. In der Folge realisierte er zahlreiche Sanierungsmaßnahmen in Limburg und im benachbarten Rheinland-Pfalz und stellte diese Erfahrungen der Stadt wiederum als Mitglied des Denkmalbeirates zur Verfügung.

Im Laufe seiner 50-jährigen Selbständigkeit hat Walter Neuhäusser mit mehreren Partnern zusammen gearbeitet, mit Erich Kramm, Franz Josef Hamm und Axel Schmidt. Leider sind viele seiner Bauten nicht gut behandelt worden. Sein erstes, bahnbrechendes Wohnhaus im Park der Brauerei Busch ist in einem Um- und Erweiterungsbau völlig verschwunden. Der gut in die untere Grabenstraße eingefügte, selbstbewusste Neubau Möbus ist erst in jüngster Zeit in einem viel zu hohen, das Straßenbild störenden Erweiterungsbau untergegangen.

Wenn das Werk von Walter Neuhäusser auch nicht unbeschädigt erhalten ist, so ist seine Bedeutung als wichtigster Vertreter der Architektur nach dem 2. Weltkrieg in Limburg unbestritten. Zu seinem Geburtstag werden seine Freunde ein Glas – französischen – Rotwein auf sein Wohl leeren und ihm noch viele Jahre schöpferischer Muße wünschen.

Franz Josef Hamm