Themen

,

BDA Berlin Nachwuchspreise verliehen

13. Oktober 2016

Foto: Rainer Gollmer
Foto: Rainer Gollmer
Preisträger Hans Schaefers Preis 2016


BDA Berlin zeichnet Architektennachwuchs aus der Hauptstadt aus und vergibt international ausgelobten Theoriepreis

Am 13. Oktober wurden im Kulturquartier Silent Green im ehemaligen Krematorium Berlin-Wedding die Nachwuchsförderpreise 2016 des BDA Berlin vergeben.
Raum für Reflexion – unter diesem Diktum lassen sich die Ergebnisse der diesjährigen Nachwuchspreise des BDA Berlin zusammenfassen. Die prominent besetzte Jury betonte in ihrem Abschlussstatement vor allem Wert und Bedeutung der Architekturtheorie für das Bauen. Mit Blick auf die Einreichungen der jungen Berliner Architekten zum Hans Schaefers Preis stellte die Jury hingegen fest, dass die gängigen Vergabeverfahren dem architektonischen Nachwuchs kaum Möglichkeiten gebe, sich mit einem gebauten Beitrag am öffentlichen Diskurs zu beteiligen.

Foto: Rainer Gollmer
Foto: Rainer Gollmer
Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Schirmherr des Hans Schaefers Preises

Die mit 1.250 € dotierte Daniel Gössler Belobigung für junge Architekturtheorie wurde gleichrangig für zwei Arbeiten vergeben: eine ambitionierte Forschung zu hybriden Wohnformen sowie eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Begriff der Atmosphäre. Zudem sprach die Jury eine Auszeichnung für eine Arbeit aus, die die verborgenen Qualitäten eines Haustyps in Buenos Aires offenlegt.

Alle drei Jahre lädt der Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Berlin e.V., Berliner Architekten und Stadtplaner unter 40 Jahren ein, sich für den mit 5.000 € dotierten Hans Schaefers Preis zu bewerben. In diesem Jahr waren seit 2013 realisierte Projekte und städtebauliche Planungen zur Bewertung zugelassen. Die Jury wählte Ende September die Preisträger aus. Der Vorsitzende der Hans Schaefers Stiftung und Mitglied des BDA-Vorstands, Hans-Joachim Paap, drückte in seinem Statement dazu die Freude über „Vielfalt und Qualität der eingereichten Arbeiten“ aus, kritisierte jedoch auch den „riesigen Konkurrenzkampf“, dem junge Architekten auf dem Markt ausgesetzt seien. Die Chancenungleichheit der geltenden rigiden Wettbewerbspraxis könnten die Nachwuchsförderpreise nur lindern, nicht kompensieren.

Den Hans Schaefers Preis 2016 erhalten zu gleichen Teilen der 37jährige Fabian Wichers (NORD STUDIO, Berlin) für das im Erdgeschoss eines Eckgebäudes in Berlin-Mitte eingefügte Centre For Contemporary Drawing sowie das Architektenpaar aus der 36jährigen Thi Thu Huong Vu und ihrem gleichaltrigen Partner Tuan Dung Nguyen (vn-a, Berlin) für Rückkehr des Genius Loci – Neubau der Pfarrkirche Kadon (Vietnam) basierend auf ihrer an der TU Berlin absolvierten Diplomarbeit.

Foto: Nam Phan
Foto: Nam Phan
Rückkehr des Genius Loci – Neubau der Pfarrkirche Kadon (Vietnam)

Die Jury unter dem Vorsitz von Amandus Samsøe Sattler (München) hob bei beiden Arbeiten die „hohe ästhetische Qualität der gewählten Architektursprache, angemessen an die zur Verfügung stehenden Mittel“ hervor. Beim Centre For Contemporary Drawing, das sich als Sequenz aus Ausstellungsräumen, Projektraum und Künstleratelier mit großen fassadenbündigen Fenstern zum Straßenraum präsentiert, würdigte sie insbesondere die “leise Präsenz” sowie den “subtilen Übergang zwischen urbanem, öffentlichem und privatem Raum“. Beim Neubau der Pfarrkirche Kadon beeindruckte die Jury neben dem architektonischen Ergebnis auch der Prozess, der von der „Kenntnis beider Kulturkreise“ profitiere. Indem das Gebäude ausschließlich architektonische Themen – das Dach, der Boden, die aufgelöste Wand – verhandle, entwickle es besondere metaphorische Qualitäten. Als Ausdruck der Haltung und Kultur einer Minderheit werde die Architektur „unmittelbar politisch und gesellschaftlich relevant“.

Foto: Christoph Rokitta
Foto: Christoph Rokitta
Centre For Contemporary Drawing, Berlin

Während der Hans Schaefers Preis für realisierte Bauten und Planungen vergeben wird, würdigt die parallel ausgelobte Daniel Gössler Belobigung 2016 theoretische Arbeiten zu Fragestellungen der aktuellen Architektur- und Städtebaudebatte, die seit 2013 veröffentlicht wurden. Dieser Preis wird seit 2007 alle drei Jahre vergeben. Teilnahmeberechtigt waren 2016 neben Architekten und Stadtplanern auch Absolventen anderer Fachrichtungen unter 40 Jahren unabhängig von ihrem Wohnort.

Foto: Rainer Gollmer
Foto: Rainer Gollmer
Preisträger Daniel Gössler Belobigung 2016

Die Daniel Gössler Belobigung 2016 vergab die Jury ebenfalls zwei Mal: an die 32jährige Karoline Fahl für ihr Buch Atmosphäre am Werk sowie an Anne Schlebbe und Sebastian Wattenberg (beide 29 Jahre) für ihre Forschungsarbeit Wohnen als Wagnis – Hybride Wohnformen und Taktiken der Aneignung. Bei Fahls Arbeit überzeugte die Jury, wie die Autorin elegant „über die erkenntnistheoretischen, ästhetischen wie auch ontologischen Implikationen des Begriffs der Atmosphäre“ aufkläre und dessen Tragweite sowohl für die Rezeption wie auch die Erzeugung von Architektur plausibel nachweise. Wohnen als Wagnis liefere laut Jury eine originelle Untersuchung hybrider Wohnformen, die von „Wagenburgen, Ladenwohnungen und privaten Wohnungsvermietungen bis zu Hauswächtern“ reichten und diese in einen „erweiterten gesellschaftspolitischen Zusammenhang“ brächten.

Eine Auszeichnung erhielt die 27jährige Riccarda Cappeller für Wohnerfahrung in der Casa Chorizo – Grundform, Variation, Veränderung. Hier würdigte die Jury die „ausgedehnte Feldforschung“ über einen Haustyp in Buenos Aires, die durch die Darstellung des „Reichtums von Beziehungsgeflechten, Raumkonfigurationen und Nutzerwissen die poetische Dimension des Wohnens“ in Erinnerung rufe.

Die Jury der BDA-Nachwuchsförderpreise tagte am 23. September. Mitglieder waren der Architekt Amandus Samsøe Sattler (Juryvorsitzender, München), die Berliner Architektinnen Prof. Heike Hanada sowie Katharina Löser (Preisträgerin Hans Schaefers Preis 2013), der Berliner Architekt Alexander Schwarz sowie die Architekturtheroretiker/innen Prof. Axel Sowa und Prof. Dr. Ines Weizman.

Foto: Rainer Gollmer
Foto: Rainer Gollmer
Robert Patz, TIBES Stipendiat 2015/2016

Bereits seit 2012 vergibt der BDA Berlin das mit 5.000 € dotierte TIBES Stipendium zur Unterstützung von Studienprojekten Berliner Studenten, Absolventen und Doktoranden. Die einjährige Förderung erhielt 2015 Robert Platz für sein Projekt „Virtual Reality Aided Architectural Design“. Der Stipendiat hat das Ergebnis seiner Arbeit im Rahmen der Preisverleihung der BDA-Nachwuchsförderpreise präsentiert.

Foto: Rainer Gollmer
Foto: Rainer Gollmer
Festakt im ehemaligen Krematorium Berlin-Wedding
Foto: Rainer Gollmer
Foto: Rainer Gollmer
Preisverleihung HSP DGB 2016

 

Die BDA Galerie zeigt ab dem 17. Oktober eine Ausstellung zu den BDA-Nachwuchsförderpreisen in deren Rahmen auch der Preisträger des TIBES Stipendiums seine Arbeit präsentiert.

Ausstellung:
17. Oktober bis 10. November 2016 in der BDA Galerie
Mommsenstraße 64, 10629 Berlin.

Öffnungszeiten Mo, Mi + Do 10-15 Uhr sowie nach Vereinbarung