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„Die Mischung macht’s“ in Duisburg: Nach dem Stillstand – eine Zukunft für das Rheinquartier in Duisburg-Hochfeld

17. Oktober 2017


Der BDA Rechter Niederrhein hatte für seine Diskussionsrunde über den Stadtteil Hochfeld nicht dorthin, sondern in die Kultur-Kirche Liebfrauen in der Duisburger Innenstadt eingeladen. Dennoch waren zahlreiche Besucher Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils, über den gesprochen werden sollte.

Zu Anfang stellte Heinrich Hendrix, Vorsitzender des BDA Rechter Niederrhein, mit einer umfangreichen Fotodokumentation den Stadtteil vor (s.u. Downloads).

BDA Podiumsdiskussion in der Kultur-Kirche Liebfrauen

Der Titel „nach dem Stillstand“ hatte Erwartungen geweckt, die die Runde mit externen Experten unter der Moderation von Ulrich Brinkmann, Redakteur der Zeitschrift Bauwelt, nicht einlösen konnte: Ob und wie Hochfeld mit einem Neubauviertel „Rheinquartier“ auf einer Fläche größer als der Stadtteilkern selbst eine Zukunft „nach dem Stillstand“ erwarten könne, blieb offen. Zwangsläufig offen angesichts der vielen Unbekannten in dem Entwicklungsprozess. Zwar existiert seit vielen Jahren ein erster Rahmenplan für ein Neubauquartier direkt am Rheinufer neben dem bestehenden neuen „Rheinpark“, aber das dafür erforderliche Gelände gehört noch zum Walzwerk von Mittal Steel und die Entscheidung, ob und wann die Fläche frei wird, steht aus.

Rot: Projektierte Fläche für Neubau

Die zweite große Unbekannte betrifft die Verkehrssituation, die durch Schwerlastverkehre vom rechtsrheinischen logport I über die Rheinbrücke und mitten durch den Stadtteil geprägt ist, ohne Aussicht darauf, dass sich diese Situation in naher Zukunft ändern lässt. Die dritte ist der dicht bebaute Stadtteil selbst, dessen Niedergang mit dem Niedergang der Schwerindustrie am Rheinufer begann. Wo jährlich bis zu 3.000 Neubürger zuziehen und ebenso viele wieder wegziehen, kann schwerlich eine Stadtteil-Kultur wachsen. Geförderte Maßnahmen in der Vergangenheit  hätten keine Nachhaltigkeit bewirkt. Derzeit stehen weitere 38 Mio. Euro aus dem Programm „Soziale Stadt“ zur Verfügung, für deren Verwendung erst mal ein Integriertes Handlungskonzept aufgestellt werden musste. Das dauert.

Wichtiger für die Lebensqualität in einer Stadt als Geld sei das Maß an Wertschätzung und Pflege für den gebauten Bestand, das Interesse für die Gebäude, das Achten auf das Umfeld, betonte Hanna Hinrichs, StadtBauKultur NRW, und mit am Rednertisch. Einen breiten Diskurs mit offener Kommunikation zu etablieren, sei unverzichtbar – aber Fehlanzeige in Hochfeld. So blieb die Frage rhetorisch, wie gegebenenfalls Neubürger und welche am besten in Hochfeld integriert würden, die Claus-Christian Wiegandt, Professor für Stadt- und Regionalforschung an der Universität Bonn, aufwarf. Aufwertung in mehrfacher Hinsicht tue not: Baulich – da ginge entschieden mehr. Funktional und sozial – bisher sehr eindimensional. Symbolisch – Ende der Stigmatisierung des Stadtteils als sozialer Brennpunkt und Ansammlung von Schrottimmobilien könnte den Stadtteil öffnen in Richtung der nahen Duisburger Innenstadt, aber auch zum benachbarten Düsseldorf.

Foto: Frank-M. Fischer
Foto: Frank-M. Fischer
v.l.: Prof. Wiegandt, U. Brinkmann, H. Hendrix, H. Hinrichs

Schade, dass die Option, die Heinrich Hendrix in seiner Einführung anregte, nicht nochmal aufgegriffen wurde, nämlich die wenig genutzten Innenhöfe zwischen der Blockrandbebauung für alternative Konzepte des Wohnens und Arbeitens zu öffnen, um einer neuen urbanen Kultur den Weg zu ebnen. (Text: Gudrun Escher)

Foto: Heinrich Hendrix
Foto: Heinrich Hendrix

 

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