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Nachwuchspreis: BDA-SARP-Award 2018 verliehen

4. Juli 2018

Der Bund Deutscher Architekten BDA und der polnische Architektenverband SARP haben den diesjährigen BDA-SARP-Award verliehen. Der mit 3.000 € dotierte bilaterale Nachwuchsförderpreis wird an Absolventen der Fachrichtung Architektur vergeben. Der Hauptpreis ging an eine Absolventin der RWTH Aachen. Darüber hinaus wurden zwei besondere Auszeichnungen, zwei Auszeichnungen und eine Erwähnung nach Warschau, Stuttgart, Dortmund, Münster und Breslau vergeben.

Till Budde
Till Budde

Der BDA-SARP-Award zeichnet jährlich herausragende Abschlussarbeiten im Fach Architektur aus. Die aus allen Nominierungen der Hochschulen ausgewählten Finalisten – jeweils neun Absolventen beider Länder – nahmen an einem Workshop in Berlin teil. Die beiden Verbände möchten mit dem Preis junge Architekten fördern und den Dialog zwischen polnischen und deutschen Architekten stärken.

Till Budde
Till Budde
BDA-SARP-Award für Jana Ring

Mit dem BDA-SARP-Award 2018 (2.000 €) wurde Jana Ring von der RWTH Aachen für ihr Projekt „Arrivare a Venezia“ ausgezeichnet.

Außerdem vergab die Jury zwei besondere Auszeichnungen (je 500 €) an Mikołaj Gomółka von der Warsaw University of Technology für seine Arbeit „Postcity. Shrinking cities on an example of Bytom” und an Arthur Neznanow von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart für sein Projekt „War Memorial & Art Museum. Reuse concept for a World War 2 Flak-Tower in Vienna”.

Auszeichnungen gingen an Kevin Groß-Bölting von der TU Dortmund für sein Projekt „Grassi Future – Extension Grassi Museum Leipzig“ und an Tobias Rabold von der FH Münster (msa) für seine Abschlussarbeit „Genius Vacui. about emptiness, void and absence“.

Eine Erwähnung fand schließlich Agata Pierożyńska von der Wroclaw University of Science and Technology mit „Urban negative of the Schlesisches Museum für bildende Künste in Wrocław. Centre of development for blind“.

Der Jury gehörten an: Jan-Henrik Hafke (o5 architekten, Frankfurt am Main), Ewa Kuryłowicz (Architektin, Warschau), Jacek Lenart (Architekt, Stettin), Katharina Löser (Löser Lott Architekten, Berlin) und Jan Wirth (Wirth Architekten, Bremen).

BDA-SARP-Award 2018 (2.000 €)

Jana Ring, RWTH Aachen
Arrivare a Venezia
Prof. Uwe Schröder, Prof Anne-Julchen Bernhardt

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Ankunft in Venedig. Mit Blick auf die von Touristenströmen überlastete Piazzale Roma, die seit den 1930er Jahren nahezu unverändert den Übergang vom Festland in die Lagunenstadt ausbildet, entstehen mit dem Konzept zur „Re-Dezentralisierung“ drei weitere Ankunftsorte. Als neue Inseln schweben sie in unmittelbarer Nähe des historischen Zentrums und organisieren in kleinen Häfen die Verteilung der ankommenden Passagiere. Zugleich bieten sie Orte der Ruhe und Platz für neue Wohnungen, um so das städtische Leben in Venedig zu verbessern.

Die architektonischen Lösungen und Bauformen, die den Besuchern und den Venezianern an diesen drei neuen Orten begegnen, denken die Tradition mit Respekt und einem innovativen Verständnis weiter, so das Urteil der Jury. Damit leiste die Arbeit einen sehr durchdachten und individuellen Ansatz, um Venedig mit architektonischen und städtebaulichen Mitteln als Lebensort zu stärken.

Besondere Auszeichnungen (500 €)

Mikołaj Gomółka, Warsaw University of Technology
Postcity. Shrinking cities on an example of Bytom
Prof. dr. hab. inz. arch. Sławomir Gzell

Stellvertretend am Beispiel von Bytom, der nach dem Niedergang der Kohleförderung am stärksten entvölkerten Stadt Polens, entwickelt der Verfasser ein Szenario zum Umgang mit Schrumpfung in drei unterschiedlichen Maßstäben. Durch die Konzentration auf zentrale Stadtteile wird die Identitäten des Ortes bewahrt und Ruinen zu Gärten umgenutzt. Die Jury würdigt die poetische Utopie dieser Arbeit und die Einordnung des Strukturwandels in einen größeren historischen Kontext, auch wenn sie nicht das Problem der Entvölkerung des ländlichen Raums löse.

Arthur Neznanow, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
War Memorial & Art Museum. Reuse concept for a World War 2 Flak-Tower
in Vienna
Prof. Mark Blaschitz

Die Arbeit behandelt die Umnutzung eines alten Flakbunkers aus dem zweiten Weltkrieg in Wien zu einem Museum und einer Gedenkstätte. Dabei orientiert sie sich an den drei Stadien der ursprünglichen Nutzung im Krieg: fliehen – warten – zurückkehren. Der Moment der Rückkehr führt den Besucher in die „Neue Welt“ des Museums, die einen unerwarteten, großzügigen Raum im Bunker bietet. Während die Außenschale erhalten bleibt, wird das Innere durch Demontage und Perforation der Struktur radikal verändert.

Die Jury erkennt der Umnutzungsstrategie eine besondere Qualität zu, die das Projekt als einen relevanten Beitrag für die Nachnutzung von Kriegsbauten auszeichnet.

Auszeichnungen

Kevin Groß-Bölting, TU Dortmund
Grassi Future – Extension Grassi Museum Leipzig
Prof. Ansgar Schulz, Prof. Benedikt Schulz

Ausgehend von der derzeit geringen Präsenz des Grassi-Museums im Stadtraum schlägt die Arbeit einen Erweiterungsbau auf dem Platz vor dem Gebäude vor, der als „Portal“ des Museums fungiert. Kombiniert wird dieser neue Zugang mit einer stringenten Überarbeitung der Wegführung im gesamten Museum.

Die Jury sieht durch die expressive Artikulation des neuen Bauteils im „Art Deco“-Stil eine Kontinuität zum Bestandsbau. Der Entwurf verbinde die Innenraumgestaltung harmonisch mit dem öffentlichen Raum der Stadt.

Tobias Rabold, FH Münster (msa)
Genius Vacui. about emptiness, void and absence
Prof. Kirsten Schemel

Die Arbeit schlägt eine Struktur im Zentrum von Berlin vor, die öffentliche Leere anbietet – einen demokratischen Ort der Besinnung, des Rückzugs und der Ruhe. Der Entwurf besteht aus einer umgebenden Mauer, einem rasterartig angelegten Wald aus Pappeln sowie einem Pavillon in der Mitte.

Die Jury ist fasziniert von der Auseinandersetzung des Autors mit dem Phänomen des Nichts und der Leere in der Architektur: Wo nichts ist, kann alles sein – eine Architektur, die durch jeden einzelnen Nutzer ihre individuelle Bedeutung erhält.

Erwähnung

Agata Pierożyńska, Wroclaw University of Science and Technology
Urban negative of the Schlesisches Museum für bildende Künste in Wrocław.
Centre of development for blind
Ph. D. Tomasz Głowacki

Für eine neue kulturelle Bildungsstätte für Blinde bildet das 1964 abgerissene Schlesische Museum aus dem 19. Jahrhundert die bauliche Vorlage. Für die Jury thematisiert das unscharfe Erscheinungsbild des wiederaufgebauten Gebäudes, das in einen Glaskubus versenkt wird, die Probleme des Sehvermögens der Hauptnutzer – und weist damit auf die mehrdeutige Geschichte des Stadtraums und seiner Botschaften hin.

Pressematerial und -bilder

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