Themen

, ,

Achtsam sein und sich einmischen!

21. August 2018

Erster BDA-Dialog – ein Gruppentreffen der großen Städten.

„Wir wünschen uns die Zurückeroberung der Worthoheit in Gestaltungsfragen“, so brachten Vertreter aus Leipzig die Stimmung des ersten BDA Dialogs in Köln auf den Punkt. Ende Juni waren 35 BDA-Vorstandsmitglieder und AKJAA Vertreter aus insgesamt 14 großen deutschen Städten der Einladung des BDA Köln gefolgt, um in einem „unhierarchischen Erfahrungsaustausch mit offenem Ausgang“, so der Einladungstext, über die Zukunft des BDA zu diskutieren. Es ging um wesentliche Handlungs- und Diskussionsfelder unter den übergeordneten Fragen: Welchen Boden bereiten die Städte der Architektur? Wie können zeitgemäße Inhalte wirkungsvoll in den politischen Raum und die Öffentlichkeit transportiert werden? Antworten suchten die Beteiligten auch, indem sie Rolle und Relevanz des BDA diskutierten, um seine Diskursebene und seinen Wirkungskreis genau zu bestimmen.

© Barbara Schlei
© Barbara Schlei

Das Plenum des ersten BDA – Dialoges in der Kölner Fritz Thyssen Stiftung. Das Staffelholz soll weitergetragen werden und erste Ergebnisse in einen Thesenpapier münden.

 

Der BDA der Zukunft

Die Kölner These, der BDA wirke vor allem auf regionaler Ebene, da nur hier Inhalte und individuelle Profile glaubwürdig und sachkundig mit Akteuren vor Ort transportiert werden können, fand durchaus Bestätigung. Doch ein einheitliches Bild, was „der BDA“ sei, existiere nicht, weil es sich verändert hat, oder vielleicht auch nie existierte. Hannover zum Beispiel setzt sich besonders für die baukulturelle Bildung ein, München versucht sein Glück mit neuen extrovertierten Formaten wie jüngst dem „Fightclub“, Hamburg organisiert Treffen mit Politikern in den sieben Bezirken der Stadt und Stuttgart arbeitet an einem Architekturzentrum, das alle Institutionen unter einem Dach verbinden soll. In Dresden und Leipzig scheinen die Strukturen jünger und frischer, doch niedrige Mitgliederzahlen und geringe finanzielle Mittel erschweren das Handeln. Frankfurt und Nürnberg, wo der Rekonstruktionswille derzeit besonders groß ist, berichteten, wie mühevoll sich die Vermittlung zeitgenössischer Architektur gestalte, wenn den 120 BDA-Mitgliedern rund 3.500 Vertreter eines Heimatvereins gegenüberstehen.

Weniger Organisation – mehr Aktion

Mit Blick auf die nächste Dekade BDA wurden auch strukturelle Fragen diskutiert, um vor allem der Überalterung des Verbands entgegenzuwirken. Deutlich formuliert wurde der Wunsch nach stärkerer inhaltlicher Auseinandersetzung, nach weniger Organisation und mehr Aktion. Das Ehrenamt im BDA benötige in Zukunft mehr Unterstützung durch professionelles Management, nur so könnten Aktionen mit breiterem Nachhall generiert werden. Denn: Der BDA ist besonders dort wirkungsvoll, wo Gruppe und Land eine räumliche Einheit bilden und ihre Kräfte bündeln können.

Der zweite Teil des Kölner BDA-Dialogs – souverän moderiert von Frauke Burgdorff – wurde mit der Frage: „Ist der BDA Partner, Auftragnehmer oder gar Bittsteller bei Politik und Verwaltung?“ deutlich konkreter. Die Vertreter der BDA Gruppen gaben durchaus positive, wenn auch nur verhalten innovative Antworten. Doch aus all dem lässt sich kaum eine einheitliche Antwort oder gar ein Handlungskonzept ableiten, zu verschieden sind die Rahmenbedingungen, das politische Umfeld der Städte und nicht zuletzt auch die Expertise und der Schwerpunkt der jeweiligen BDA-Vorstände. Die Logik der Städte, die Situation vor Ort, aber auch die Diskussionskultur geben die Parameter vor, die den BDA zum streitbaren Partner, Berater oder Kritiker machen.

Einheit in Vielfalt

Zur Frage, wie Entscheidungsträger auf städtischer Ebene begleitet werden können, verschaffte Gastredner Hilmar von Lojewski, Leiter des Dezernats Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr des Deutschen Städtetages, Einblicke. Ihn beschäftigten die Fragen, wie gutes Bauen stattfinden könne und wie die „Produktion“ von Stadt gefördert werden müsse, damit sie gelingen kann. Die BDA-Vertreter aus Deutschlands großen Städten rief er zur Achtsamkeit auf, auch mit den gewählten politischen Vertretern und Gremien. Der BDA könne, ja müsse aktiv auf die Politik einwirken, sich an Mandatsträgern und ihren Inhalten reiben, Form und Mittel dazu müssten jedoch sorgfältig gewählt werden. Intime Formate, die Gespräche „in geschützten Räumen“ entstehen lassen, seien wichtig, verzichtbar dagegen die offene Kritik auf dem Marktplatz. Der BDA solle demzufolge die Rolle eines Vermittlers und Initiators für Prozesse übernehmen und stehe für die Qualifizierung von Verfahren ein. Anders als von Lojewski angeregt, setzen die BDA Vertreter im öffentlichen Diskurs jedoch mehrheitlich auf eine Balance zwischen „Skandal“ und vertrauensvoller Interaktion, denn legitim sei eine eindeutige politische Haltung des Verbandes.

Ob Architekten auch verstärkt politische Mandate übernehmen sollten, wurde kontrovers diskutiert. Eindeutig dagegen die Antwort auf die Frage, warum es sich lohne, für den BDA zu brennen: „Wir alle wollen schöne Häuser bauen!“

Der „nicht hierarchische“ Dialog hat also viele lose Enden hinterlassen und ein weiterhin starkes Bedürfnis, sich auf Augenhöhe und über Ländergrenzen hinweg auszutauschen, erste Ergebnisse sollen in ein Thesenpapier münden. Spürbar war ein großer Wunsch nach Erneuerung und neuen Allianzen. Und gerade in der gegenseitigen Wahrnehmung lag der nicht zu unterschätzende Verdienst dieser Premiere und ihrer Kölner Gastgeber.

Barbara Schlei