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BDA Studienpreis Bremen 2018 entschieden

15. November 2018

Der diesjährige BDA Studienpreis Bremen wurde am 14. November 2018 im Foyer des Siemsnhochauses vergeben. Die Jury bestehend aus Anna Campe, Frank Püfel und Jan Wirth vergaben drei Preise. Alle Arbeiten sind noch bis zum 23. November im Siemenshochhaus zu besichtigen.

Preisträger, Jury (von links: Anja Link, Dennis Witte, Frank Püffel, Jan Wirth, Johannes Ostheider, Anna Campe) und der Vorsitzende des BDA im Lande Bremen Martin Pampus

1. Preis
Anja Link
Masterthesis: Archiv- und Dokumentationszentrum für Kunst am Bau, Berlin

Anja Link hat ein Gebäude für ein Archiv zur Kunst am Bau entworfen. Das Konzept erstreckt sich aber weit über ein unbelichtetes Lager für Dokumente hinaus. Es macht das Archiv mit einer einladend zur Straße geöffneten Ausstellungsfläche niederschwellig der Öffentlichkeit zugänglich. Der Ausstellungsraum spielt mit Licht und Schatten, macht mit doppelgeschossigen Bereichen das Volumen des Gebäudes erlebbar. 
Die schlüssige Anordnung der Räume lässt sich an der Kubatur des Gebäudes klar ablesen. Der fensterlose Archivblock bildet einen wiedererkennbaren Kubus auf dem erkennbar öffentlich zugänglichen Flachbau. Die Haltung hinter dem Entwurf gibt der Stadt zugleich ein skulpturales Symbol und dem urbanen Horizont der Straße eine offene Fassade.
Damit tritt die Arbeit den Beweis an, dass Architektur selbst schon die stärkste Skulptur sein kann. Dieser Beweis wird durch ein Spiel verstärkt, mit dem sie ein der Kunst am Bau verwandtes Thema durch das gesamte Gebäude hindurch variiert. Ein Bänderthema überlagert sich zum Raster, wird an Decke und im Regalsystem wieder aufgegriffen um bis zum kleinsten Maßstab, beim Hocker begreifbar im Wortsinn zu werden.
Der Entwurf stellt auf einfühlsame, respektvolle und raffinierte Weise eine Gegenthese zur Kunst am Bau auf. In einem Diskurs der sich dem Betrachter des Gebäudes sofort erschließt, deswegen hat die Jury entschieden sie mit dem sehr verdienten 1. Preis auszuzeichnen.

2. Preis
Arbeitsgruppe Balzer Ocolisan Ostheider Zhu
Umnutzung des ehemaligen Containerdorfes „ Das Rote Dorf“, Bremen Walle

Die Arbeit, die wir als nächstes auszeichnen möchten, hat einen städtebaulich – konzeptionellen Ansatz, der uns überzeugt hat.
Es handelt sich um eine Gruppenarbeit, die sich der Nachnutzung von Container-Unterkünften widmet und dafür – so wie wir es verstanden haben – die Nutzung und den neuen Standort der vorhandenen Container selbst gesucht hat, um die Anlage in neuen Zusammenhängen anzuordnen. Über die Idee, die Container auch weiterhin Geflüchteten zur Benutzung zugänglich zu machen und Räume für Kooperationen mit Kreativen und Gründern zu finden, ist ein Konzept entstanden, in dem in kleinen Clustern Räume für Co-Working, Werkstätten, Seminare und Entspannung zu finden sind und sich vielfältige Räume zur Begegnung ergeben.
Verortet wurde das Projekt in der Überseestadt am Speicher XI. Die einzelnen freistehenden Containercluster sind über Freiflächen und Durchgänge miteinander verwoben und bilden selbst wiederum den Rahmen für die Aktivitäten in den Außenflächen. Der kleine Städtebau bildet dabei mit Toren, Höfen, Freiflächen und Öffnungen der Räume zu diesen Flächen einen angenehmen Rahmen und eine Plattform für vieles.
Es wäre der Überseestadt zu wünschen, dass dort ein solcher Ort zur informellen Begegnung und vertiefenden Zusammenarbeit, für kreative und soziale Projekte tatsächlich entstände.
Aus diesen Gründen möchten wir den zweiten Preis an die Arbeit INTER_SPACE – Die kreative Stadt von Ramona Ocolisan, Roman Balzer, Johannes Ostheider und Yan Zhu vergeben.

3. Preis
Dennis Witte
Hanseatisch Bodenständig – Städtisches Wohn- und Atelierhaus, Bremen (Geeren)

Dennis Witte hat sich der Herausforderung gestellt, ein Gebäude auf einem schwierigen Grundstück im Stephani-Quartier Geeren / Große Fischerstraße zu planen. Die jetzige Baulücke wurde vor der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg von dem Kornhaus, einstiges Musterbeispiel der Weserrenaissance besetzt. Das neue Stadthaus ist konzipiert für die Nutzung von Wohnen und Arbeiten, wobei sich die Grundrisse gut an die Situation der fragmentarischen Nachbarbebauung anpassen.
An vorderster Stelle steht für den Verfasser die Wahl der Materialität. Der ausgewählte Backstein steht dabei für ihn als Ausdruck von Standfestigkeit und Wärme. Inspiriert von einer „hanseatischer Architektursprache“ soll hier dem Ort „ein Teil der Würde“ zurück gegeben werden.
Dennis Witte gelingt es durch eine sehr solide Durcharbeitung des Entwurfes seinen Zielen gerecht zu werden. Das gewählte Fassadenraster und die Ausbildung der Volumina zeigen einen materialimmanenten Umgang bis ins Detail und schaffen gleichzeitig maßstabsgerechte Annäherungen an die Nachbargebäude. So hat der Jury u.a. der subtile Umgang mit der Ecksituation gefallen. Durch geschickte Rücksprünge wird hier das Volumen des Baukörpers gut gegliedert. Das Raster erleichtert zu dem einen flexiblen Umgang mit den dahinterliegenden Nutzungen. In der Darstellung der Innenräume zeigen sich feine durchdachte Interieurgestaltungen.
Kritisch wird von der Jury der zu konsequente Umgang des gewählten Fassadenrasters an der langen Seite des Gebäudes gesehen. Hier wäre auch ein Aufbrechen oder eine Variation des Themas vor allem im Sockelbereich wünschenswert gewesen. Insgesamt stellt die Arbeit aber einen Beitrag einer zeitlosen Architekturhaltung dar. Das Reagieren auf den Ort und die Geschichte erscheint angemessen.
Die Jury würdigt diese gut durchgearbeitete Arbeit mit dem 3. Preis.