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Ein Stück Hamburger Identität soll geopfert werden – Hamburger Sternbrücke steht vor dem Abriss und soll einem Ersatzbau weichen

17. April 2020

Pressemitteilung

Die Hamburger Sternbrücke prägt das Stadtbild der Hansestadt und gehört zur baulichen Identität der Stadt, ebenso wie der Hauptbahnhof, die Köhlbrandbrücke und die Hochbahnviadukte der U-Bahn. Als die Sternbrücke in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet wurde, geschah dies im Stil der Moderne. Das gewählte Material der Konstruktion zählte zum Modernsten, was eine Großstadtgesellschaft zu bieten hatte. An ihrem Standort ist sie Stadtbild prägend und Ausdruck Hamburger Stadtidentität.

Nun erfährt die geneigte Öffentlichkeit aus der Presse, dass die Sternbrücke aus Sicht der Deutschen Bahn so marode ist, dass sie nicht erhalten werden kann und abgerissen werden soll. Alles dazu Notwendige wurde im Vorfeld offensichtlich entschieden, ohne dass der Bedeutung der Sternbrücke entsprechend – sie steht unter Denkmalschutz – die Öffentlichkeit längerfristig vorher davon in Kenntnis gesetzt worden ist. In der Presse kursiert auch bereits ein Entwurf für den Neubau.

Der Umgang mit dem baulichen Erbe Hamburgs ist bereits seit Langem ein hochbrisantes Thema. Die jüngsten Diskussionen um die Neuplanungen am Standort der City-Höfe, dem Deutschlandhaus und als aktuellstem Beispiel nun bei der Sternbrücke verdeutlichen, dass die bauliche Erneuerung der Stadt ein gesellschaftspolitisches Thema ist, das die breite Öffentlichkeit betrifft, insbesondere, wenn bauliche Veränderungen mit dem Verlust von stadtbildprägenden Bauten einhergehen. Das starke Medienecho bezeugt dies eindrücklich. Der BDA Hamburg als Verband freiberuflicher Architekten und Architektinnen fordert seit langem, die Auseinandersetzung mit dem baulichen Erbe der Stadt auf breitere Beine zu stellen. Verfahren, in dem Tatsachen unter Ausschluss der Öffentlichkeit herbeigeführt werden, sind abzulehnen.

Wenn man schon die Sternbrücke nicht erhalten will – dann muss ihrer Bedeutung entsprechend – in einem öffentlichen Wettbewerbsverfahren nach einem hervorragenden und wieder zeitgemäßen identitätsstiftenden Entwurf für einen Neubau gesucht werden. Der Entwurf für den Ersatzbau der Sternbrücke, der in der Presse kursiert, passt tatsächlich eher zum Fehmarnbelt als in die Mitte Hamburgs. An dieser sensiblen Stelle unserer Stadt müsste ein neuer Entwurf auf den Maßstab der gewachsenen Umgebung eingehen und darf sie nicht mit einer reinen Ingenieurslösung überschreiben. Der bisherige Entwurf macht deutlich, dass durch die konstruktiven Abhängigkeiten ein Bauwerk entstehen würde, das allein mit dem Gleiskörper und Lärmschutzwänden doppelt so hoch würde wie die bestehende Brücke – und zusätzlich gäbe es einen wuchtigen, noch einmal dreimal so hohen Bogen, der die Bauten des Viertels ignoriert. Hamburg hat mehr verdient.

Der Bund Deutscher Architekten BDA fordert die Verantwortlichen in der Politik und bei der Deutschen Bahn auf, sich ihrer Verantwortung für die bauliche Qualität Hamburgs zu stellen und den gerade beginnenden, aber später nicht mehr zu korrigierenden Fehler zu unterlassen und einen Wettbewerb auszuloben, um eine hervorragende und zukunftweisende Lösung für die Erneuerung der Sternbrücke zu finden. Der BDA bietet seine Mithilfe dazu an.

Daniel Kinz, 1. Vorsitzender BDA Hamburg

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