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Der BDA-SARP-Award 2020 geht nach Braunschweig

9. November 2020

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA und der polnische Architektenverband SARP haben in einer virtuellen Preisverleihung den diesjährigen BDA-SARP-Award verliehen. Der mit 2.500 € dotierte bilaterale Nachwuchsförderpreis wird an Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtung Architektur vergeben.

Der Hauptpreis ging an eine Absolventin der Technischen Universität Braunschweig. Darüber hinaus gingen zwei Besondere Auszeichnungen nach Breslau und Nürnberg sowie drei Auszeichnungen nach Breslau, Leipzig und Aachen.

 Der BDA-SARP-Award zeichnet jährlich herausragende Abschlussarbeiten im Fach Architektur aus. Die beiden Verbände möchten mit dem Preis junge Architektinnen und Architekten fördern und den Dialog zwischen polnischen und deutschen Architekten stärken. Der BDA-SARP-Award ist der höchstrangige Absolventenpreis der Fachrichtung Architektur der beiden Länder. Die Hochschulen nominieren dafür ihre besten Abschlussarbeiten.

Mit dem BDA-SARP-Award 2020 wurde Jennifer Kamm (Technische Universität Braunschweig) für ihr Projekt „Trümmerberge Berlin. Virtual Reality Center“ ausgezeichnet.

Jennifer Kamm überzeugte die Jury mit ihrer Masterarbeit, die sich den 19 Berliner Trümmerbergen widmet, die nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs aus abtransportiertem Trümmerschutt entstanden. Zur Analyse der Vergangenheit setzt sie innovative architektonische Entwurfsinstrumente ein und führt eine Reihe von historischen Analysen und Studien über die Struktur dieser Berge durch. In einer Vertiefung entwarf sie für vier ausgewählte Trümmerberge virtuelle Räume, die einen Einstieg in den Berg ermöglichen, um darin nach Spuren der Vergangenheit, nach Resten von Straßen und Gebäuden, zu forschen. Die Jury lobte, dass dadurch die Beziehungen und Kontraste zwischen wiederaufgebautem Raum und verdichtetem Schutt offenbart werden. Die Jury weiter: „Der Preis wurde für ein kohärentes Konzept verliehen, das konsequent und klar umgesetzt wurde und das mit Hilfe architektonischer Werkzeuge die Vergangenheit für zukünftige Generationen entdeckt“.

Weiterhin vergab die Jury eine Besondere Auszeichnung an Moritz Bachmann (Technische Hochschule Nürnberg) für die Abschlussarbeit „An Accomodation in the Norwegian Fjell Landscape“.

Moritz Bachmann

Moritz Bachmanns Vorschlag für eine Unterkunft in der Wildnis der norwegischen Fjell-Landschaft bildet eine Synthese aus Landschaft und Raum aus. Mit der Wahl einer reinen geometrischen Kreisform setzt er laut Jury einen Kontrapunkt, der die Klarheit der Landschaft betont. Diese Klarheit wird in eine pointierte und minimalistische Architektursprache übertragen, die ein perfektes Zusammenspiel von Natur und Gebäude darstellt. Der Entwurf schafft nicht nur besondere räumliche Qualitäten, sondern verweist auch auf traditionelle Materialien, Bautechniken und lokale Typologien. Die Jury erwähnt besonders die Ausbildung des Eingangs, der eine natürliche Hanglage nutzt, ohne die geometrische Form zu beeinträchtigen.

Eine weitere Besondere Auszeichnung erhielt Paweł Lisiak (Wrocław University of Technology) für Laudato si: Franciscan Monastery.

Paweł Lisiak

Paweł Lisiak schlägt eine zeitgemäße architektonische Lösung für ein klösterliches Leben in Abgeschiedenheit vor. Statt ein neues Kloster zu errichten, entwirft er die Umnutzung eines bestehenden, verfallenen Militärgebäudes – ganz in der franziskanischen Tradition der Armut und inspiriert von der päpstlichen Enzyklika „Laudato si‘“. Aus den vorgefundenen Trümmern entstehen neue Formen und eine neue Realität des Ortes, ein Labor des Wandels, so die Jury. Denn die Abkehr von der Welt sei hier nicht eine Flucht vor der Verantwortung, sondern ein Versuch, die Probleme der Welt zu lösen.

Auszeichnungen gingen an:

Patrycja Jędra (Wrocław University of Technology): The modern agora as a field of architectural debate: Athenaeum, Rio de Janeiro

Patrycja Jędra

Unter der Prämisse eines gesamtgesellschaftlichen „Knowledge Sharing“ anstelle einer herkömmlichen Meister-Schüler-Architektenausbildung schlägt Patrycja Jędra mit dem Athenaeum einen Debattenort vor, dessen Formen sich sowohl durch menschliches Handeln als auch durch zufällige Kräfte der Natur ausbilden. Da die Natur zum Mitglied des Entwurfsteams wird, ist die Nutzbarkeit der Architektur begrenzt, und ihre Erscheinung beginnt zu verschwinden. Die Jury sieht darin eine Metapher für die Menschheit als Teil der Natur.

Marie Enders (RWTH Aachen): Third Place Trinkhalle – equality in front of the mixed box of candys

Marie Enders

Marie Enders regt zu einer Diskussion über die Bedeutung der Trinkhallenkultur im Ruhrgebiet an. Die Jury bescheinigt dieser Arbeit, mit ihren schönen Illustrationen und einem Ausstellungskonzept, einem schleichenden Sterbeprozess dieser Institution entgegenzuwirken und die Kioske im Ruhrgebiet als Teil des nationalen kulturellen Erbes wahrzunehmen.

Julia Koschewski (HTWK Leipzig): Eldur og Ís _ Fire and Ice

Julia Koschewski

Die Jury sieht in Julia Koschewskis Entwurf für ein Besucherzentrum an einem See im Nordwesten Islands einen interessanten Beitrag zur aktuellen Anthropozän-Diskussion. Die den Ort prägenden Uneindeutigkeiten bilden den provokanten Ansatz des Entwurfs, bei dem Bauten in der Landschaft anordnet werden, die nicht ein menschliches Bedürfnis erfüllen, sondern die Natur durch Kontraste in Wert setzen.

Folgende herausragende Absolventinnen und Absolventen wurden ebenfalls für die finale Juryrunde ausgewählt:

Alexa Bartsch / Finia Köhler (TU Berlin): Re-Use the Castle

Olga Czeranowska-Panufnik (Warsaw University of Technology): Momentary city – Project of temporary settlement

Michał Hondo (Poznań University of Technology): RATAJE 2.0 – Transformation of Polish Prefabricated Estates

Lukas Brecheler (TU München): 31 residential giants – A residential high rise in Augsburg

Paulina Lechowska (Wrocław University of Technology): Cohabitation: The housing structure, Rome

Zofia Roguska (Warsaw University of Technology): Designing a structure as an art of space creation. The project of the ‚open function‘ building in Powiśle district in Warsaw

David Kleist (FH Erfurt): DNS. Die Nachhaltige Stadt – The Sustainable City

Adriana Sowa (Wrocław University of Technology): Seeing: Herbarium in Wrocław

Marcin Szafrański (Silesian University of Technology): Panorama of Memory. General Tadeusz Kościuszko Muzeum in Racławice

Helen Onyeka Ogbuehi (Leibniz Universität Hannover): Welfen • Pompidou. New Ideas for the Welfenplatz in Hannover

Marta Wróblewska (Wrocław University of Technology): The third order. The beguinage of the XXI century in Biskupin, Wrocław

Jannis Petereit (TU Braunschweig): Vineum Morsiglia. A Space for Landscape and Wine

Der Jury gehörten an: Marcin Brataniec (Architekt, Krakau), Magdalena Kozień-Woźniak (Architektin, Krakau), Philipp Nehse (Nehse & Gerstein Architekten BDA, Hannover), Alexander Poetzsch (Alexander Poetzsch Architekten BDA, Dresden), Florentine-Amelie Rost (Rost.Niderehe Architekten I Ingenieure, Berlin/Hamburg)

Pressematerial und -bilder:

https://www.dropbox.com/sh/yk1ax2jkyc2j3vt/AAAkaGS_5URTCzni1FhDyZHaa?dl=0