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BDA-SARP-Award 2021 – Deutsch-polnischer Architekturförderpreis verliehen

15. September 2021

Der BDA und der polnische Architektenverband SARP haben in Warschau den diesjährigen BDA-SARP-Award verliehen. Der mit 2.500 € dotierte bilaterale Nachwuchsförderpreis wird an Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtung Architektur beider Länder vergeben.

Die Jury aus Daria Kieżun (Architektin, Breslau), Jacek Lenart (Architekt, Stettin), Alexander Pötzsch (Architekt BDA, Dresden), Florentine-Amelie Rost (Architektin BDA, Berlin/Hamburg) und Grzegorz Stiasny (Architekt, Warschau) vergab einen Hauptpreis an eine Absolventin der Universität Stuttgart und vier Auszeichnungen nach Berlin, Breslau, Augsburg und Posen.

Hauptpreis

Theresa Felber
Universität Stuttgart
From Separation and Unity
[Hi]stories of a Border

Das Siegerprojekt führt eine räumlich-architektonische Auseinandersetzung mit dem dünnbesiedelten Landschaftsraum entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze vor, des so genannten Grüngürtels. Für jedes der vierzig Jahre der Existenz der Grenze wird je eine individuelle „Unterkunft“ entworfen, die sich stets auf einen realen historischen Grenzzwischenfall bezieht. Drei dieser Unterkünfte sind exemplarisch ausgearbeitet worden.

Damit wird ein Beispiel für eine universelle Sprache präsentiert, die eine individuelle, persönliche Interpretation der Realität leistet. Durch die Wahl des Themas, die Analyse des Kontexts und die gestalterische Form führt uns die Verfasserin durch die Geschichte. Sie erinnert uns durch die Synthese von Inhalt und Form an universelle Werte, die unabhängig vom kulturellen oder historischen Kontext verständlich werden.

Die Geschichte der deutsch-deutschen Grenze, die es nicht mehr gibt, wird zu einer Geschichte persönlicher Dramen, und die Architektur wird durch ihre archetypische Form, die auf die Geschichte abgestimmt ist, zu einem physischen Bild der Erinnerung.

Auszeichnungen

Christoph Henschel
Universität der Künste Berlin
deconstruction, reconstruction
Eine Fallstudie zum Bauen mit wiederverwendeten Betonelementen aus abgerissenen Gebäuden

Die Auszeichnung würdigt eine kreative architektonische und künstlerische Fallstudie. Darin wird untersucht, wie das abzureißende Stahlbetongebäude des Rathauses Ahlen aus den 1970er Jahren in Elemente zerlegt werden kann, um sie für den Bau eines neuen Mehrfamilienhauses in der Nähe weiter zu nutzen.

Die Jury würdigte die Idee der Wiederverwendung durch kreative Neukonfiguration der herausgeschnittenen Fragmente. Die so gewonnenen tragenden Betonteile werden mit der Methode der Collage zu einer architektonisch neuen Form zusammengefügt.

Der Entwurf verwandelt die Einfamilienhaus-Typologie des suburbanen Raums in künstlerisch gestaltete, leistungsfähige Module, die sich aufeinander beziehen. Geringe Abstände zwischen den einzelnen Segmenten fördern ein soziales, nachbarschaftliches Miteinander. Die aus der ursprünglichen Gebäudegeometrie adaptierten, spitzwinkligen Formen helfen, die Privatsphäre der Wohnräume trotz minimaler Abstände zwischen den einzelnen Hausteilen zu erhalten. Die dicht gesetzten sechseckigen Stützen und die schrägen Grundrisse verleihen der neuen Architektur einen unprätentiös archaischen Ausdruck.

Joel Seeger
Hochschule Augsburg
ROYAL RURAL MOVE – MALBERG CC
Commoning Circles, Creative Castle, Commons Care – Connection Complete

Ausgehend von dem Ideal, nicht weniger als die Welt zu retten, konzentriert sich die Arbeit auf Restaurierung, Erneuerung und Ergänzung einer bestehenden Gebäudestruktur: Das baufällige Schloss Malberg in der strukturschwachen südlichen Eifel wird zum Ausgangspunkt eines architektonischen und sozialen Erneuerungsprogramms.

Die Arbeit zeigt architektonisches Bewusstsein, Exzellenz und vor allem Bescheidenheit, und sie überzeugt durch sehr präzise gesetzte bauliche Eingriffe. Ein Anbau an die bestehende historische Struktur zeigt die gestalterische Finesse des Verfassers.

Die Arbeit befasst sich nicht nur mit der Problematik des ländlichen Raums, sondern überzeugt auch durch ihre Feinheit in Architektur und Darstellung. Mit kleinen, aber klugen Schritten werden große Ziele angepeilt und eine Vorstellung davon vermittelt, was für eine wunderbare Welt das sein könnte….

Alicja Maculewicz
University of Arts in Poznań
Water Memory
Engaged tourism trail along the Masurian Canal

Die Arbeit schlägt einen touristischen Erlebnispfad entlang des in Vergessenheit geratenen Masurischen Kanals im ehemals deutschen Ostpreußen vor, der heute durch die polnisch-russische Grenze geteilt ist.

Wo zunächst Bewahren und „Nichtstun“ die einzig möglichen Antworten auf die Forderung nach Erhaltung des Erbes zu sein scheinen, formuliert die Arbeit „Water-Memory“ eine interessante andere Position dazu: Die Verfasserin nutzt das Konzept des Palimpsests als Werkzeug, um unsere heutigen Maßnahmen als eine weitere Zeitschicht einzuschreiben.

Entworfen wird eine narrative Ebene, die als sensibler Öffner für die verborgenen Geschichten des Masurischen Kanals fungiert – ohne sie etwa in einem Besucherzentrum direkt sichtbar zu machen. Die räumliche Antwort ist vielmehr ein Weg, der „einen Dialog mit der Infrastruktur des Masurenkanals beginnt – fremd, manchmal unmaßstäblich und unvollendet“.

Die Jury würdigt den sensiblen und respektvollen Umgang mit einer gebauten Realität, die bereits zu einem Teil der natürlichen Umgebung geworden ist. Dieser Ansatz friert diese Entwicklung nicht ein, sondern fügt ihr lediglich eine neue Ebene hinzu.

Aleksandra Lisiak
Wrocław University of Science and Technology
Fire station as an inclusive element of space
The network of fire stations around Krzesiński Landscape Park

Die Arbeit begegnet einem typischen Problem des ländlichen Raums in Polen – durch den Klimawandel hervorgerufene Trockenheit und damit Brandgefahr – mit einem Netz kleiner Feuerwachen. Vorgeschlagen wird eine universelle und zugleich flexibel auszugestaltende Strategie, diese Feuerwachen als Orte der Gemeinschaft für die Dörfer zu etablieren und zu aktivieren.

Ausgearbeitet wird dies exemplarisch für eine Feuerwache in Połęcko. Der Plan basiert auf dem Schema der Bauernhofbebauung mit zwei Plätzen, die durch die Garage getrennt sind. Das Projekt ist ein Versuch, das Prestige des freiwilligen Rettungsdienstes wiederherzustellen.

Gewürdigt wird diese Idee als eine wichtige, reale Möglichkeit, relevante räumliche und soziale Impulse für die Wiederbelebung der Zivilgesellschaft in den ländlichen Gebieten zu geben.

 

Der bilaterale BDA-SARP-Award ist der höchstrangige Nachwuchspreis der Fachrichtung Architektur der beiden Länder. Die Hochschulen nominieren dafür ihre besten Abschlussarbeiten.
Folgende herausragende Absolventinnen und Absolventen wurden ebenfalls für die finale Juryrunde des zweistufigen Wettbewerbs ausgewählt und präsentierten ihre Abschlussarbeiten vor der Jury in Warschau:

Marta Jabłońska (University of Ecology and Management Warsaw): Praga Bond

Cezary Kępka (Warsaw University of Technology): Floating architecture’s application in the redevelopment of urban waterfronts

Peter Mathies
(MSA Münster School of Architecture): Childrens garden. A paradise for war orphans

Michał Kołodziej (Cracow University of Technology): Recovering forgotten history. Revitalization of the old Jewish quarter in Przedbórz

Maximilian Rottenwaller
(HM Hochschule München): From Ego to Eco. Port area with climate friendly housing – Venice, Italy

Damian Kuna
      (Wrocław University of Science and Technology): Back to the future. Urban village, Warsaw

Lisa Schubothe
(Technische Hochschule Nürnberg): Pandemic Structures. Effects of a pandemic on our usual work with space

Serhii Torbinov
(Akademie der Bildenden Künste München): Closed. Abandoned train station „Olympiastadion“ in Munich as a meeting place, a place for art and culture

Mateusz Niemirski
(Warsaw University of Technology): Network of small public garages, as a method of regaining streets for the people.

Minh Nghi Lisa Vuong (Bauhaus Universität Weimar): Unearthing. Vietnamese war memorial and museum at the tunnels of Cu Chi

Michał Rzepka
(Wrocław University of Science and Technology): Museum of Design. Revitalisation and conversion of the ‘Fama’ Furniture Factory in Wyszków

Franziska Wollscheid
 (Technische Universität Berlin): Urban Breakout. Conversion strategies for a panoptic prison building in Barcelona

Szymon Zajączkowski
(West Pomeranian University of Technology): Hansa Museum on Przymoście Island in Szczecin

 

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