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MAX45 – Junge Architekt*innen in Norddeutschland

14. Oktober 2021

Shortlist „MAX45-2021“  Fotos: Caspar Sessler (o. l.); Archimage, Meike Hansen (o. Mitte, u. l.); Hannes Heitmüller (o. r.); Lisa Winter (2.Reihe Mitte); Jörg Klaus (2. Reihe rechts); Benjamin Zweig (u. r.)

Welches Potenzial in den Projekten von jungen Architekturbüros in Norddeutschland steckt, zeigen die prämierten Bauten des Architekturpreises „MAX45 – Junge Architekt*innen“. Der Preis ist nach zweimaliger Auslobung in Niedersachsen in diesem Jahr zum ersten Mal gemeinsam von den BDA Landesverbänden Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen vergeben worden. Unterstützt wird der Preis von der VHV Allgemeine Versicherung AG und dem Verein zur Förderung der Baukunst.

Teilnahmeberechtigt waren alle Architekt*innen und Stadtplaner*innen, die freischaffende Mitglieder der Architektenkammern in Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein sind und einen Geschäftssitz in einem dieser norddeutschen Bundesländer haben. Der Name war Programm: Teilnehmer*innen dürfen bis Ende 2021 maximal 45 Jahre alt sein.

Von insgesamt 21 eingereichten Arbeiten hatte das Preisgericht in seiner Sitzung Anfang Juni nach gewissenhafter Diskussion 18 Arbeiten in die Wertung genommen. Am Ende vergab die Jury fünf gleichwertige Preise und nahm zwei Arbeiten in die Engere Wahl.
Das Spektrum der Prämierungen reicht vom kleinen Wohnhaus an der Ostsee bis zum Gewerbebau in Bremerhaven, vom Wohn- und Geschäftshaus in Bremen bis zur Erweiterung eines Schullandheims in der Nähe von Hameln.

Das Ergebnis wurde offiziell bei der Preisverleihung am 14. Oktober bekanntgegeben. Nicht nur die prämierten Arbeiten sondern auch die übrigen von der Jury in die Wertung genommenen Projekte sind in einer Ausstellung vertreten, die nun durch Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wandern wird. Die erste öffentliche Ausstellung ist vom 1. – 29.11.2021 im Foyer (1. OG) der Bauverwaltung der Landeshauptstadt Hannover, Rudolf-Hillebrecht-Platz 1, 30159 Hannover (Öffnungszeiten: Mo-Fr jeweils von 8 – 18 Uhr). Es gelten die aktuellen Hygienebedingungen.

„Die Jungen bilden die Zukunft, wortwörtlich“, betont der Juryvorsitzende Prof. Dan Schürch in der Ausstellungsbroschüre und fordert alle institutionellen und öffentlichen Bauträger nachdrücklich dazu auf, die Jungen Architekt*innen als wichtige Akteure der Baupolitik anzuerkennen und als regulären Bestandteil aktiv in alle strategischen Maßnahmen der planerischen Überlegungen mit einzubeziehen. „Denn sicher ist, dass die unter 45-jährigen Architekt*innen definitiv viel zu sagen haben.“

Zu den Preisen im Einzelnen:

Foto: Benjamin Zweig
Foto: Benjamin Zweig
MZH Riepenburg/Erweiterungsbau eines Schullandheims von KUBIK Architektur aus Hannover

Einen Preis erhielt der Erweiterungsbau des Schullandheims im niedersächsischen Aerzen bei Hameln. Frank Lindner und Elias Fuchs von KUBIK Architektur aus Hannover schufen einen Neubau in landschaftlich spannungsvoller Lage, der zwei historische Bettenhäuser miteinander verbindet. Die Jury urteilt, „Die sorgfältige Materialisierung und Detaillierung machen den Neubau zu einer wertvollen Ergänzung des Vorhandenen. Seine Orientierung, die Durchlässigkeit in die Landschaft und die Erweiterung durch das Atrium verbinden außen und innen äußerst wirkungsvoll. Einfach und angemessen und dennoch ein Raumwunder.“

Foto: Caspar Sessler
Foto: Caspar Sessler
Wohn- und Geschäftshaus Hulsbergspitze in Bremen von Wirth Architekten aus Bremen

Ein weiterer Preis befindet sich in Bremen: Das sechsgeschossige Wohn- und Geschäftshaus Hulsbergspitze vom Bremer Architektenduo Jan und Benjamin Wirth steht auf einem spitz zulaufenden Grundstück an einer belebten Straßenkreuzung, an der fünf Straßen mit sehr unterschiedlicher Bebauung aufeinandertreffen. Die Jury betont, dass der „Solitär ohne Rückseite“ städtebaulich geschickt eingefügt ist und die Fassadenabwicklung mit den vielgestaltigen Balkonen sowie die polygonalen, aber dennoch klaren Grundrisse gut nutzbare Wohnungen erwarten lassen. Ein gelungener urbaner Baustein mit skulpturalen Qualitäten.

Foto: Archimage, Meike Hansen
Foto: Archimage, Meike Hansen
Kita Sonnenblume in Geestland von schultz sievers.architektur aus Bremerhaven

Eine Kita für 65 Kinder planten die Architektinnen Cathrin Schultz und Kathrin Sievers von schultz sievers.architektur aus Bremerhaven. Der Neubau in Geestland begegnet dem schmalen Grundstück mit einem lang gestreckten Gebäude, das aus zwei Riegeln mit geneigten Dächern zusammengesetzt ist. „Die Kita überzeugt durch eine klare Struktur, die passend zum ländlichen Standort an eine Scheune erinnert und als Sonderbau eine gute städtebauliche Einbindung in das geplante Einfamilienhausquartier verspricht“, meint das Preisgericht. „Eine simple, unaufgeregte Lösung mit großer Wirkung.“

Foto: Archimage, Meike Hansen
Foto: Archimage, Meike Hansen
Neubau eines Bürogebäudes mit Lagerhalle in Bremerhaven von schultz sievers.architektur aus Bremerhaven

Auch der Neubau eines Bürogebäudes mit Ausstellungsflächen und Lagerhalle für die Elektro Sasse GmbH in Bremerhaven stammt von den beiden Architektinnen, die sich somit über zwei Preise freuen können. Der zweigeschossige Neubau hebt sich mit seiner geradlinigen einfachen Kubatur und der prägnanten Fassadengestaltung aus schwarzem Trapezblech in dem Gewerbegebiet ab. „Die sorgfältig proportionierte Fassade und die Konzentration auf die Farben Schwarz, Weiß und Grau scheinen der Identität des Unter-nehmens angemessen. Dass sich innen ein zweigeschossiger Raum mit Empore und Ausstellung verbirgt, ist nicht selbstverständlich. Ein bemerkenswerter Beitrag für einen Gewerbebau“, erklärt die Jury.

Foto: Lisa Winter
Foto: Lisa Winter
Haus B in Timmendorfer Strand von Henrik Becker  aus Lübeck & Hamburg

Der fünfte Preis geht nach Schleswig-Holstein. Henrik Becker erhält ihn für das „Haus B“ in Timmendorfer Strand. Das Haus mit dem markanten Reetdach ist entlang der Firstlinie in zwei separate Wohnungen aufgeteilt. So urteilt das Preisgericht: „Das Haus transformiert die Typologie des Reetdachhauses ins Zeitgenössische. Seine große, ruhige Dachfläche stülpt sich wie ein Hut übers Haus. Die Räume sind klar strukturiert, fein detailliert und konsequent materialisiert. Seien es die beiden Eingänge unter den tiefen Gaupen, die mutigen, konstruktiven Übereckverglasungen, der gerahmte Blick durchs Dach oder die Galerie mit den Oberlichtern. Ein Haus mit individuellen und ungewohnten Raumsituationen.“

Foto_HannesHeitmueller
Foto_HannesHeitmueller
Das Mehrfamilienhaus „Fisch 18“ in Lübeck von Henrik Becker ist in der Engeren Wahl.

Henrik Becker entwarf auch das Projekt „Fisch 18“ in Lübeck, das in die Engere Wahl gekommen ist. Auf dem im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten ältesten Kaufmannsviertel, dem Lübecker Gründungsviertel, gehört der Neubau zu 38 Giebelhäusern, die dort auf den ursprünglichen Parzellen entstehen. Die Auseinandersetzung mit dem traditionellen Lübecker Kaufmannshaus war Vorgabe. Das Wohnhaus in der Fischstraße 18 knüpft an die historische Grundrissstruktur an und macht diese für fünf zeitgemäße Wohnungen nutzbar.

Foto: Jörg Klaus
Foto: Jörg Klaus
Das Einfamilienhaus „Buchtblick“ im Ostseebad Boltenhagen von FREIORT ARCHITEKTEN ist in der Engeren Wahl.

Das Einfamilienhaus „Buchtblick“ im Ostseebad Boltenhagen von FREIORT ARCHITEKTEN ist das zweite Projekt in der Engeren Wahl. Das Architektenteam Cindy Kruske und Christian Meißner aus Mecklenburg-Vorpommern plante das Einfamilienhaus als Ersatz für ein baufälliges Siedlerhaus der 1950er Jahre. Der Neubau orientiert sich in seiner Kubatur und Grundrissstruktur an dem Vorgängerbau, und auch heute ist der alte Stallteil durch das tiefere Niveau gut zu erkennen: Im ehemaligen Schweinestall befindet sich jetzt der offene Wohnraum mit Kamin und integrierter Fenstersitzbank. Das Haus ist klar strukturiert und öffnet sich im EG zum Garten mit alten Obstbäumen und Meersicht.

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