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Jochen Boskamp 1936 – 2021

26. November 2021

Jochen Boskamp | Oktober 1993 | Foto privat

Jochen Boskamp war ein nachdenklicher Mensch, der sich nicht scheute, auch Grundsätzliches infrage zu stellen. 44 Jahre war er Mitglied des BDA und prägte den Diskurs über einen „neuen BDA“, über Qualitätsmaßstäbe in der Architektur und das Berufsbild des Architekten in seinem Verband.
Am 12. November ist Jochen Boskamp im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Düsseldorf gestorben.

Geboren wurde er 1936 in Meran, wuchs in Bonn auf und entwickelte durch sein technisches Interesse aber auch durch Reisen mit seinen Eltern schon früh eine Sensibilität für „schöne“ Bauten und Stadträume. Dass das Bauen im Wesentlichen eine humane und gesellschaftliche Aufgabenstellung ist, war eine wichtige Erkenntnis aus seinem Architekturstudium an der RWTH Aachen, die sein späteres Schaffen entscheidend prägte. Nach seinem Abschluss Anfang der 1960er-Jahre arbeitete er zunächst in einem der innovativsten und angesehensten Büros der Region, dem von Paul Schneider-Esleben in Düsseldorf. Mit seinem Kollegen Jochen Kuhn, der bei PSE bereits am Mannesmann-Hochhaus mitgewirkt hatte, gründete er 1970 das Büro Kuhn Boskamp Partner.

Stadt-, Stadtentwicklungsplanung, Bauleitplanung, Struktur- und Nutzungskonzepte, Moderationen und Wettbewerbsmanagement – waren von Anfang an Schwerpunkte der Arbeit des Büros. Lange bevor dies zum Gemeinplatz wurde, beschäftigte er sich mit der Nachnutzung von Brachen und der „Stadtreparatur“. Dabei war Boskamp sich der Grenzen der Einflussnahme von Planern auf die Stadt immer bewusst.
Große und wichtige Projekte waren z. B. die Altstadtsanierung von Zons (1975-80), die Entwicklungsmaßnahme „Neue Stadt Hochdahl“ (1972-98), die auch den Neubau eines Kindergartens durch Boskamp umfasste, und die „Neue Mitte Oberhausen“ (1992-96).
Sein letztes größeres Projekt war 1998/99 das Tanzhaus NRW im Zentrum von Düsseldorf. Die Umnutzung des ehemaligen Straßenbahndepots wurde mit mehrfach ausgezeichnet.

Tanzhaus NRW | Foto Katja Illner / tanzhaus nrw

 

Tanzhaus NRW, Akademiestudio | Foto Katja Illner / tanzhaus nrw

Mit seiner berufspolitischen Arbeit setzte er auf BDA Gruppen- wie auf Bundesebene wichtige Impulse. Von 1993 bis 1995 war er Präsident des BDA. Damals kämpfte Boskamp zusammen mit Kammern und Verbänden für die 5. HOAI-Novelle und – bei der Umsetzung der EG-Dienstleistungsrichtlinie in deutsches Recht – gegen die Einbeziehung der Freiberufler in die VOL/A. In den letzten Jahren war es still um den überaus zugewandten und immer diskussionsfreudigen Menschen geworden. Jochen Boskamp hinterlässt eine große Lücke.

Uta Joeressen und Barbara Schlei