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Nachbericht: Sorge um den Bestand – Zehn Strategien für die Architektur in Münster

2. März 2022

Sorge um den Bestand in Münster.
Ein Nachbericht.

Vom 28.11.21 bis zum 27.02.22 war die Ausstellung „Sorge um den Bestand Zehn Strategien für die Architektur“ in Münster zu Gast. Nach Stationen im D.A.Z. Deutschen Architektur Zentrum in Berlin und an der TU München, war es in Münster zum ersten Mal möglich, die Ausstellung einem größeren Publikum in Präsenz zu präsentieren. Als Ausstellungsort konnte der BDA Münster-Münsterland freundlicherweise Flächen in der Volksbank Münsterland Nord eG nutzen, die sich als perfekte räumliche Umgebung bewiesen.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
Kuratorin der Ausstellung „Sorge um den Bestand“ Laura Holzberg bei der Ausstellungseröffnung

250 Litfaßsäulen voller Sorge
Für die Ankündigung der Ausstellung in Münster ließ sich das Organisationsteam etwas ganz Besonderes einfallen: Gemeinsam mit Münster Marketing wurden 250 Litfaßsäulen und zahlreiche Leuchtflächen mit Zitaten aus den zehn Strategien der Ausstellung ausgestattet. Die „Sorge um den Bestand“ war im öffentlichen Raum sichtbar und wurde so zum Stadtgespräch.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff

Eine Matinée mit Ausstellungsführung
Die gut besuchte Eröffnungs-Matinée startete mit Grußworten von Thomas Jakoby (Vorstand Volksbank Münsterland Nord eG), Martin Behet, Vorsitzender BDA Münster-Münsterland und Christian Schmitz (Präsidium BDA-Bundesverband), bevor Laura Holzberg aus dem Kurator*innen-Team durch die Ausstellungsführung führte und einen detaillierten Einblick in alle 10 Strategien ermöglichte.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
v.l.n.r: Martin Behet, Vorsitzender BDA Münster-Münsterland, Ausstellungskuratorin Laura Holzberg, Thomas Jakoby, Vorstand Volksbank Münsterland Nord eG, Christian Schmitz, Präsidium BDA-Bundesverband

Das Rahmenprogramm: digital und diskursiv
Obwohl das Rahmenprogramm dank Omikron digital stattfinden musste, war die Beteiligung und auch der Wunsch nach Austausch groß, nicht zuletzt, weil die msa | münster school of architecture Mitgastgeberin war. In drei Abendvorträgen wurden ausgewählte Strategien der Ausstellung durch die Verfasser*innen vorgestellt und lebendig diskutiert. So plädierten Tabea Michaelis und Ben Pohl von Denkstatt sàrl aus Basel für ein neues Verständnis von Bestandsentwicklung. In ihrer vorgestellten Strategie „Bestand ist Handlung“ beschrieben sie, wie kollektiv und lokal neue Nutzungsideen mit Finanzierungsmodellen und Organisationsstrukturen verknüpft werden können, um Gebäude für die Gemeinschaft und außerhalb eines ökonomischen Verwertungsinteresses zu bewahren und zu erneuern. Als zweiter Gast machte Dirk E. Hebel vom Karlsruher Institut für Technologie deutlich, wieso dringend eine Bauwende stattfinden muss. Das derzeitige Bauen ist ein ökologisches Desaster, zu energieintensiv und ressourcenverschwendend. Mit seiner Strategie „100 % Ressource“ stellte Dirk Hebel vor, wie durch einen zirkulären Materialeinsatz mit sortenreinen Konstruktionen und reversiblen Montageprinzipien jedes Gebäude zum Rohstofflager werden kann. Die eingesetzten Materialien lassen sich wiederverwenden – der Gebäudebestand wird zum Depot und Ressourcenlieferant. Zum Abschluss lud Simon Jüttner vom Buero Kofink Schels aus München zum Sehen und Aufspüren gebauter Geschichten und Spuren ein, die vom alltäglichen Leben und dem Gebrauch erzählen. Anhand seiner Fotostrecke, die auch in der Ausstellung zu sehen ist, fragte Jüttner nach dem „Wert der Permanenz“ und schlug ein alternatives Werteverständnis vor, das von der Ästhetik des Gebrauchten und der Kultur des architektonischen Weitererzählens geprägt ist. Alle Veranstaltungen schlossen mit vielen Fragen und einer lebhaften Diskussion ab und zeigten die Aktualität des Themas.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
Einblick in die Ausstellung

Kommunales Interesse
Das Thema der Ausstellung traf auch auf das Interesse von Kommunalvertreter*innen aus Münster und dem Münsterland, darunter die Bürgermeisterin von Coesfeld, Eliza Diekmann und der Bürgermeister von Warendorf, Peter Horstmann. Mitte Februar wurde daher auf Anregung von Herrn Horstmann gemeinsam mit Mitglieder*innen des BDA Münster-Münsterland und weiteren Verbänden über konkrete Handlungsmöglichkeiten von Verwaltung und Politik zum Erhalt von Gebäudebestand in der Ausstellung diskutiert.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
Einblick in die Ausstellung

Keine Sorge…
Die Sorge um den Bestand bot in Münster einen Ausblick auf die bevorstehenden und notwendigen Veränderungen des Bauwesens mit einer zunehmenden Fokussierung auf den gebauten Bestand und begrenzte Ressourcen. Im Rahmenprogramm wurde besonders deutlich, welche großen Herausforderungen aber auch fantastische Chancen diese Transformation für die Disziplin der Architektur mit sich bringen wird, denn eines ist klar: Es gibt kein Weiter wie bisher.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
Einblick in die Ausstellung

Ausstellungsteam Münster:
Sielke Schwager, MS PLUS ARCHITEKTEN BDA, Münster
Jan Kampshoff, modulorbeat, Münster & Institut für Architektur TU Berlin
mit Daniel Blum, msa | münster school of architecture als Kooperationspartner beim Rahmenprogramm

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
Einblick in die Ausstellung

Sorge um den Bestand
Ausstellung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA kuratiert von Olaf Bahner, Matthias Böttger und Laura Holzberg
Ausstellungsgestaltung: Marius Busch – ON / OFF und Christian Göthner – lfm2.

Mit Beiträgen von Katja Fischer, Roland Gruber, Dirk E. Hebel, Jörg Heiler, Ayşin İpekçi, Maria Isabettini, Simon Jüttner, Jan Kampshoff, Kamiel Klaasse, Andreas Krauth, Urs Kumberger, Tabea Michaelis, Peter Nageler, Michael Obrist, Ben Pohl, Eike Roswag-Klinge und Verena Schmidt.

Das Projekt ist Teil des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ des BMI / BBSR und wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat finanziell gefördert.

Kooperation mit der Stadt Münster – Münster Marketing, der MSA | Münster School of Architecture und mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Münsterland Nord eG.

Foto: Jan Kampshoff
Foto: Jan Kampshoff
Einblick in die Ausstellung

 

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