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Pellerhaus Nürnberg – Langjähiges Engeagement hat sich gelohnt

20. Juni 2022

Es liest sich wie eine Randnotiz: Die Entscheidung des Nürnberger Rats, auf dem Grundstück neben dem Pellerhaus am Egidienberg keinen Neubau zu errichten, sondern das innerstädtische Grundstück weiterhin als Grünfläche zu belassen, sie zukünftig nur mit ein paar wenigen Eingriffen als Pocketpark nutzbar zu machen.

Die Entscheidung ist aber gleichzeitig auch das positive Ergebnis jahrelangen Engagements zur Wertschätzung und für den Erhalt der Nürnberger Nachkriegsarchitektur. In einer Stadt, die weithin nur durch ihren mittelalterlichen anmutenden Stadtkern und ihre baulichen NS-Hinterlassenschaften bekannt zu sein scheint, hat es moderne mit wenig Zierrat versehene Architektur sehr schwer.

So schwer, dass ernsthaft diskutiert wurde, das unter Denkmalschutz stehende Pellerhaus der Architekten Fritz und Walter Mayer aus den 1950er Jahren abzureißen, um dort die im Krieg zerstörte Renaissance-Fassade zu rekonstruieren.

Bereits 2006 wählte der BDA daher seinen Standort der 3. Architekturwoche im Pellerhaus, 2016 fand mit den „Positionsbestimmungen Pellerhaus“ eine umfassende Information zu der mittlerweile bundesweit bestehenden Rekonstruktionsmode statt, die sich in ihrer größten Absurdität z.B. mit dem Berliner Humboldt-Forum zeigt, dass – sich – die SED-Geschichte tilgend – heute als historisches Schloss inmitten einer modernen Stadt zeigt.

Die Initiative „Pro Pellerhaus“ bündelt anschließend bis heute das Engagement vieler Nürnberger Vereine und Verbände, insbesondere die des BDA und von BauLust e.V. um mit wachsamen Auge derartigen Entwicklungen Einhalt zu gebieten und auf die hohen städtebaulichen und gestalterischen Qualitäten des Wiederaufbaus in Nürnberg hinzuweisen, für das das Pellerhaus am Egidienberg stellvertretend steht.

Der Innenhof des Pellerhauses wurde mit erstaunlich hohen finanziellen Mitteln aus der Privatwirtschaft leider tatsächlich rekonstruiert. Als Kulisse, im Detail sehr grob und ohne das Feingefühl des 50er-Jahre Hauses ans Denkmal angebaut. Sicher handwerklich vom Steinmetz gut gemacht, kommt das Projekt aber leider ohne Seele und ohne Charme daher.

Die lange Jahre bestehende Absicht, die Fassade des Pellerhauses, das mittlerweile als Denkmal von nationaler Bedeutung bestätigt ist, abzureißen, und stattdessen an dieser Stelle die im Krieg zerstörte Renaissance – Fassade neu zu errichten, konnte sich nicht durchsetzen. Hier hatte sich bereits zum ersten Mal das kontinuierliche Engagement und das Dranbleiben des BDA gelohnt. Dass es nicht richtig sein kann, Denkmäler, nur weil sie nicht gefallen, abzureissen, und stattdessen etwas Neues in historischer Formensprache aufzubauen, konnte dann doch überzeugen – so einfach das klingt: Einfach war das nicht.

Die Rekonstruktionsideen des Vereins „Altstadtfreunde Nürnberg e.V.“ verlagerten sich daraufhin auf das Nachbargrundstück. Dort sollte das sogenannte „schwarze Pellerhaus“ wieder entstehen. Eine Nutzung für das Haus gab es nicht – es ging ja nur um die Fassade, die das Pellerhaus, das städtebaulich den Egidienberg als höchstes Gebäude an seiner Nordseite fasst, überragt hätte. Auch hier beteiligte und initiierte der BDA mehrere Veranstaltungen. Am Ende ist fast alles gut – aber eben keine Randnotiz, sondern das Ergebnis langjährigen Engagements vieler Nürnberger BDA-Kolleginnen und -Kollegen, denen ich hiermit herzlich danke.

Was bleibt?

Das Pellerhaus muss dringend saniert werden. Aktuell sind die Mittel der vorliegenden denkmalgerechten Planung leider noch nicht bewilligt. Mit der Nutzung als „Haus des Spiel(en)s“ kann es auch gelingen, aus dem als Parkplatz verkommenden städtischen Raum Egidienberg einen attraktiven Platz mit Aufenthaltsqualität zu machen. Ein Stadtraum, der den Wiederaufbau Nürnbergs auch visuell erlebbar macht und nicht vergessen lässt. Durch ein hochwertig gestaltetes Ensemble der Barockkirche St. Egidien, dem Pellerhaus, und den hochwertigen Fassaden der 1950er Jahren incl. ihrer integrierten Relikte der  im Krieg zerstörten Gebäude.

20.06.2022 Andreas Grabow Kreisvorsitzender