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Bauen neu denken, um Orte lebenswert zu halten

2. August 2022

Nachbericht des Symposiums „Erfolgreiche Innenentwicklung im ländlichen Raum“, dass am 16. Juli 2022 in Schönberg stattfand.

„Es gibt nichts Wirkungsmächtigeres als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, ist der niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich überzeugt. Die „Innenentwicklung im ländlichen Raum“ ist zwar kein neues Thema, dennoch sei es angesichts steigender Baupreise und der Klimakrise aktueller denn je und damit die Diskussion darüber, „wie wir es schaffen, unsere Orte nachhaltig so zu entwickeln, dass sie auch in Zukunft noch attraktiv sind“ dringend notwendig.

Deshalb veranstaltete der Bezirk Niederbayern gemeinsam mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege und dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, Landesverband Bayern e. V. Mitte Juli in Schönberg (Landkreis Freyung-Grafenau) ein Symposium, an dem auch der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter, teilnahm. Er freute sich über die Initiative, denn „wir müssen an einem Strang ziehen“. Weder könnten die Ballungsräume noch mehr Zuzug vertragen, noch die Gemeinden ein Abwandern. Hinzukomme aus Sicht Bernreiters die Notwendigkeit, den Flächenverbrauch zu senken, innerörtliche Brachflächen zu nutzen und Baulücken zu schließen. „Das ist eine Mammutaufgabe und ich bin offen für eure Vorschläge“, so der Minister an die Runde. Unter den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren neben vielen Architektinnen und Architekten und Städteplanerinnen und Stadtplaner auch gut 20 Bürgermeister aus ganz Niederbayern, denen er seine Unterstützung zusagte. Nach über 32 Jahren in der Kommunalpolitik wisse er um die Notwendigkeit der kommunalen Planungshoheit und der entsprechenden Instrumente wie etwa dem Vorkaufsrecht.

Nach seinen Ausführungen überreichte Olaf Heinrich dem Bauminister die „Schönberger Erklärung“, die von den Veranstaltern und Referentinnen und Referenten des Tages unterzeichnet wurde. Darin wird eine Fokussierung auf Innenentwicklung im ländlichen Raum gefordert sowie die Betonung der Identität der Orte („Innen vor Außen“) und der Wertschätzung der Baukultur. Die Vorschläge beziehen sich einerseits auf nachhaltige und ressourchenschonende Baukultur, die Umorientierung hin zur Innenentwicklung und weniger Flächenbedarf für Bebauung und Erschließung sowie finanzielle beziehungsweise steuerliche Anreize für Bauherren, wenn Bestandsgebäude in Ortskernen saniert werden. Christian Bernreiter zeigte sich offen für diese Vorschläge, auch weil man derzeit „mitten in der Diskussion um die Neuausrichtung der Städteplanung sei.“ Er wolle bei denjenigen Punkten, die nicht in landespolitischer Verantwortung liegen, prüfen lassen, ob man diese in einer Bundesratsinitiative einbringen könne.

Die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard, die wegen einer Coronainfektion online zugeschaltet war, brach indes eine Lanze für die „mulitfunktionelle Innenstadt“ mit gemischter Nutzung, in der eine nachhaltige Umbaukultur dem Neubau vorgezogen werde und öffentliche Räume die Lebensqualität der Bewohner steigern. Der niederbayerische Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder legte den Schwerpunkt auf die Sanierung denkmalgeschützter Häuser, die als identitätsstiftende Baudenkmäler die Orte maßgeblich prägen und da bei Sanierungen der Rohbau bereits stehe, reduziere man letztlich den CO2-Ausstoß im Vergleich zum Neubau.

Wie man es in Münsing am Starnberger See geschafft hat, unterschiedliche Wohnformen unter einem Dach zu vereinen, präsentierte der Architekt und Stadtplaner Manfred Brennecke. Der Wunsch der Menschen nach einem Einfamilienhaus sei im Grunde der Wunsch nach Freiheit beim Wohnen, für den es aber auch architektonische Lösungen gebe.

Zuletzt besichtigten die Teilnehmer Best-Practice-Beispiele in der Marktgemeinde Schönberg, wo ein ehemaliges Hotel zum Wohnhaus mit unterschiedlich großen Einheiten umgenutzt wurde.

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