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„Klimagerechtes Gewerbe“, Wohnen und Kultur in Beuel-Ost – eine Rad-Exkursion mit dem BDA Bonn-Rhein-Sieg

2. September 2022

Foto: Michael Lobeck

 

Der BDA Bonn-Rhein-Sieg hatte eingeladen. Michael Lobeck, Berater und Moderator in Stadtentwicklungsfragen, moderierte. Mit einer Radtour haben wir am Samstag, 20.8.22, das Gewerbegebiet Beuel-Ost erkundet. Dieses sehr heterogene Areal östlich der Königswinterer Straße spielt in der Stadtentwicklung Bonns gleich mehrere bemerkenswerte Rollen: Es ist ein Modellprojekt für ein klimagerechtes Gewerbegebiet, es ist überhaupt ein Gewerbegebiet für Bonner Gewerbe und es ist – zumindest am Rand – ein wichtiger Kulturstandort der Stadt. Im Herbst 2020 gab es eine Bürgerbeteiligung zu einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept „für das Quartier östlich des Beueler Bahnhofs“ (externer Link, pdf, 12 MB), in denen die Themen Verkehr, Kultur, Wohnen, Gewerbe und Kreativwirtschaft eine Rolle spielten.

Unterstützt von Dr. Anke Valentin vom Wissenschaftsladen Bonn und Stefan Sauerborn von der Wirtschaftsförderung der Stadt warfen wir einen Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen, ein Gewerbegebiet zum ökologischen Modell zu entwickeln. Mit Informationen aus der Stadtplanung und der Kultur haben wir einen Eindruck gewonnen, welche Rolle dieses Gebiet heute spielt und in Zukunft spielen kann für Beuel und für Bonn. Wie geht es dort weiter? Was sind die Optionen? Vertragen sich die unterschiedlichen Nutzungen oder ergänzen sie sich sogar?

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, das zahlreiche Maßnahmen zu einer Aufwertung des Gebietes vorsieht, von einer attraktiven Nutzung für das Bahnhofsgebäude Beuel und der Verbesserung des Umfeldes bis hin zu einer Aufwertung der Siegburger Straße hin zu einem „Showroom“ für das Gebiet, wir voraussichtlich erst nach dem Bau und Inbetriebnahme der S13 (ab 2028) umgesetzt werden können. Eine Voraussetzung dafür ist auch die erfolgreiche Beantragung von Städtebau-Fördermitteln des Landes NRW. Weitere Informationen aus Sicht der Stadt Bonn finden Sie hier: Infos zur Quartiersentwicklung östlich des Beueler Bahnhofs, und hier: Aktuelle Vorlage der Verwaltung zum Stand der Dinge für die Bezirksvertretung Beuel.

Einig waren sich die Teilnehmer*innen darin, dass es wirklich ein sehr heterogenes Gebiet ist. Viel – auch sehr unterschiedliches – Gewerbe, Wohnen vor allem als ergänzende Nutzung, die oftmals mit dem Gewerbe verbundenen war oder ist und die kulturellen Einsprengsel vor allem durch das Pantheon und die Probebühnen und die Werkstätten des Theater Bonn.

Deutlich geworden ist, dass der Umbau eines bestehenden Gewerbegebiets zu einem klimagerechten Gewerbegebiet sehr aufwändig aber lohnend ist. Entsiegelung (gefördert von der Stadt Bonn), Begrünung, Photovoltaik, Solarenergie, natürliche, recycelte und recyclebare Rohstoffe bei An-/Um-/Aus- oder Neubau, e-Mobilität, und vieles mehr ist möglich, und ganz häufig zu überschaubaren Kosten realisierbar. Die Erfahrungen von Unternehmer*innen, die einen nachhaltigen Umbau bereits erfolgreich realisiert haben, hilft anderen bei der Entscheidung und Umsetzung.

Foto: Finnholz, fh-finnholz.de

Die Gewerbehalle, die Thomas Gramlich von Planquadrat den Teilnehmer*innen am Ende der Tour präsentierte, wurde ähnlich gebaut wie ein Passivhaus. Eine Holzkonstruktion auf einer gedämmten Bodenplatte, die in großen Teilen mit Cellulose und Holzfaser gedämmt wird, erreicht die Effizienhaus-EE-Klasse 40, sobald die geplante Photovoltaik-Anlage installiert ist. (Beschreibungen und Bilder des Projekts bei Planquadrat und Finnholz)

Kurzfassung:

  • Beuel-Ost ist ein spannendes heterogenes Stück Bonn, was es sich lohnt, zu erkunden.
  • Die Beratung des Wissenschaftsladens für einen Umbau zu einem klimagerechten Gewerbegebiet ist ein guter Anfang, um einen Schritt zu einem klimaneutralen Bonn zu gehen.
  • Ganz konkrete Beispiele wie die vorgestellte Niedrigenergie-Gewerbehalle zeigen, dass auch im Gewerbebau viel Potential steckt, um einen Beitrag zur Transformation zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu leisten.
  • Und dennoch scheint mir das alles bisher nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, weil wir alle noch viel zu wenig unternehmen, um unser privates wie geschäftliches Leben so klimaneutral wie möglich zu gestalten.

Autor: Michael Lobeck, Berater und Moderator in Stadtentwicklungsfragen