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2. BDA Gespräch – Architektur als Werkzeug der Erinnerung: Königsberg-Kaliningrad, die Neuformatierung einer fremden Stadt

6. Oktober 2022

Veranstaltungsreihe des Kreisverbandes München-Oberbayern zur Erinnerungskultur
Ort: BDA Geschäftsstelle, Türkenstraße 34, 80333 München

Geschichte entsteht in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit. Sie ändert sich mit dem Kommen und Gehen derer, die erinnern. Das Erinnern muss von jeder Generation immer wieder neu gedacht werden. Was die Architektur für unsere Erinnerungskultur bedeutet, geht der BDA in einer Reihe von Abendveranstaltungen nach.

Bert Hoppe
KÖNIGSBERG KALININGRAD – DIE NEUFORMATIERUNG EINER FREMDEN STADT
Donnerstag, 27.10.2022, 19:00 Uhr
Moderation: Robert Rechenauer

In kaum einer europäischen Stadt ist ihre bauliche Gestalt derart umfassend und tiefgreifend zum Objekt und Werkzeug staatlicher Erinnerungspolitik geworden wie im einstigen Königsberg. Als das nördliche Ostpreußen 1945 von der Sowjetunion annektiert wurde, lag dessen Zentrum zu großen Teilen in Trümmern, zwei Jahre später wurden die letzten bisherigen Einwohner der inzwischen in Kaliningrad umbenannten Stadt nach Westen deportiert – die deutsche Geschichte des Ortes war zu ihrem Ende gekommen. Es blieben die materiellen und baulichen Zeugnisse, die für die neuen Machthaber eine ständige Herausforderung darstellten – widersprachen sie doch der sowjetischen Propaganda, es handele sich bei dem annektierten Gebiet um «urslawisches Territorium». Über Jahrzehnte hinweg strebte man daher eine tiefgreifende Umgestaltung des Stadtbildes an, um die Spuren der deutschen Geschichte zu tilgen und die Annexion der Region durch die Schaffung von Zeugnissen einer Art virtuellen Geschichte zu legitimieren. Im Rahmen des Kamingespräches wird Bert Hoppe nicht nur Einblicke geben in die sowjetischen Planungen, mit denen seit unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre eine Art Neuformatierung der Stadt versucht wurde, sondern auch die Debatten, die sich in den Jahren des «Tauwetters» und nach dem Zerfall der Sowjetunion vor Ort um die architektonischen Zeugnisse der deutschen Vergangenheit und die Entwürfe für ein neues Kaliningrad entsponnen.

© Dmitri Navalichin, Chefarchitekt der Stadt Kaliningrad
© Dmitri Navalichin, Chefarchitekt der Stadt Kaliningrad
Königsberg-Kaliningrad, Fotokopie eines Schwarzweißfotos des Originalaquarells (dieses ist verschollen)