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Buchvorstellung „Impulse zur Förderung einer lebendigen Baukultur in Stadt und Land“

30. November 2022

Unter dem Motto „Bauen als Gewissensfrage – wie entwickeln wir unsere Heimat?“ stellte der BDA Bayern gemeinsam mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege unter Mitwirkung von Bürgermeisterin Elisabeth Kerscher aus Wiesent im PresseClub München seine Broschüre „Impulse für eine lebendige Baukultur in Stadt und Land“ vor.

BDA Bayern
BDA Bayern
v.l.n.r.:Dr. Rudolf Neumaier, Annegret Michler, Stephan Rauch, Elisabeth Kerscher, Armin Keller

Anlass ist die seit Jahrzehnten fortschreitende Beliebigkeit im Bauwesen in den bayerischen Regionen und damit einhergehend ein Verlust an Kulturlandschaft, historischer Heimat, regionaler Identität sowie ein unverantwortlicher Verbrauch von Ressourcen. Die Initiatoren der Broschüre fordern daher eine neue „Bau-Moral“: mehr Sinn für baukulturelle Werte, mehr Klimaschutz und ein Umsteuern hin zu einer Umbaukultur, erläutert BDA Landesvorstand Stephan Rauch. Die Impulse beinhalten 12 Kapitel, die von „Zentren aufwerten und stärken“ über „Bestehende Gebäude nutzen, Leerstände revitalisieren“ über „Baukulturelles Erbe pflegen“ reichen und sich auch als Best-Practice-Sammlung verstehen.

Mit Blick auf die Gründungsintention des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, als sich Architekten um die Baukultur in Bayern sorgten, braucht es laut Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Landesvereins, auch jetzt wieder einen größeren Schub, eben eine neue Bau-Moral in Bayern. Das Thema müsse die Herzen der Bürgermeisterinnen erreichen. Heimatpfleger und Bürgerinnen spiegelten kontinuierlich, wie wichtig ihnen Baukultur und Denkmäler in Bayern sind.

Armin Keller, ehemaliger Leiter der Städtebauförderung in Bayern und Architekt BDA a.o. plädiert für eine „Zukunft für unsere Vergangenheit“. Er erläutert den Aspekt belebter, gut gestalteter Ortskerne und öffentlicher Räume, die entscheidend für das gesellschaftliche Miteinander einer Gemeinde sind. Die Broschüre bietet konkrete Beispiele und Checklisten, wie es gelingen kann, mit dem Bestehenden neue Orte zu schaffen. Gerade im Siedlungsbestand kommen in den nächsten Jahren große Aufgaben auf die Kommunen zu. Hier sei die Kompetenz und Kreativität von Architektinnen und Stadtplanern gefordert.

Ein Umdenken ist für die Bayerischen Kommunen unausweichlich betont auch Bürgermeisterin Elisabeth Kerscher aus Wiesent, die mit dem Umsteuern in ihrer Gemeinde Wiesent bereits konkret begonnen hat: „Im Januar 2016 wurde vom Gemeinderat die Entscheidung getroffen, dass die „alte Schule“ zum Rathaus umgebaut werden soll und anschließend das Kindergartengebäude, in dem bisher die Gemeindeverwaltung auch mit untergebracht war, zum Kinderhaus mit Kinderkrippe und Kindergarten ausgebaut werden soll. Die Beschlüsse waren nicht einstimmig, denn einige Gemeinderäte wollten lieber Neubauten mit kalkulierbareren Kosten erstellen. Die „alte Schule“, ein Gebäude mit einem Alter von über 200 Jahren und folglich aus Bruchsteinen gebaut, kostet in der Sanierung sehr viel Geld und wird niemals die Qualität bieten wie ein Neubau, so die Stimmen der Kritiker. Ähnlich war dann auch die Diskussion beim Kinderhaus. Wir haben beide Gebäude saniert und sind im Nachgang sehr froh, die Entscheidung so getroffen zu haben.“ In Hinblick auf den erhöhten Raumbedarf für Kinderbetreuung an Schulen ab 2026 setze sie sich für Umnutzung von Bestandsgebäuden und Mehrfachnutzung ein.

Ein sorgsamer Umgang mit Flächen durch Innenentwicklung und mehr interkommunale Zusammenarbeit schont Ressourcen und schützt die Kulturlandschaft, so Annegret Michler, Stadtplanerin und Architektin BDA a.o. Eine gute Kommunikation von den Verantwortlichen über die Planer hin zu den Betroffenen kann Bewusstsein für baukulturelle Werte und ökologische Aspekte schaffen, mit dem Ziel, das beste Ergebnis zu erreichen. Besseres Bauen bedeutet ein besseres Lebensumfeld. Planerinnen können diese Vorstellung schönerer Welten vermitteln und auch auf bestehende Fördermöglichkeiten hinweisen.

Gesellschaftlicher Dreh- und Angelpunkt ist eine frühe baukulturelle Bildung, auch vom Wert des Bestehenden, in Schule und Studium, aber auch verankert in der Handwerkerausbildung. Die Impulse fordern zu einer Selbstverpflichtung aller Beteiligten auf, sich in ihrem Verantwortungsbereich für schönere, resiliente und nachhaltige Orte mit hoher Aufenthaltsqualität und für den Erhalt der Vielfalt von Flora und Fauna einzusetzen.

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