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Nachruf für Professor Gerhard Bremmer (1936 – 2022)

2. Dezember 2022

Foto: Architektur, HTWK Leipzig
Foto: Architektur, HTWK Leipzig

Gerhard Bremmer ist am 10.11.2022 völlig unerwartet verstorben. Mit ihm verlieren wir einen unermüdlichen Kämpfer für die Anliegen der Architektenschaft und die Vermittlung von Architekturqualität in unserer Gesellschaft. Seine Begeisterungsfähigkeit für neue Entwicklungen in der Architektur war der Schlüssel für viele Türen, die er öffnete in seinem Büro, im Bundesvorstand des BDA, in der Architektenkammer Hessen und an seinem Lehrstuhl in Leipzig.

1936 wurde Gerhard Bremmer in Bad Schwalbach geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in Wiesbaden und Friedberg. Nach dem Studium in Frankfurt, Wien und Berlin kam er 1962 gemeinsam mit seiner ersten Frau Helga nach Friedberg in das Architekturbüro seines Schwiegervaters Heinrich Hohmann. Zusammen mit Bernhard Lorenz gewann er bald bedeutende Architekturwettbewerbe, zunächst vor allem im Schulbau. Bernhard Lorenz war seit 1963 im Büro und wurde Anfang der siebziger Jahre Partner.

1970 wurde Gerhard Bremmer in den Bund Deutscher Architekten aufgenommen und war 1977 erstmals Mitglied im Vorstand des BDA Hessen.

Michael Frielinghaus trat 1977 in das Büro ein. Die Entwicklung zu einem großen, überregionalen Architekturbüro verlief sehr schnell und wurde in ihrer Außenwirkung getragen von der Person Gerhard Bremmer. Die Aufgabenstellungen und Projekte wurden immer vielfältiger.

Gerhard Bremmer wurde 1984 zum Präsidenten der Architektenkammer Hessen gewählt, ein Ehrenamt, das er 20 Jahre lang ausübte. In dieser Zeit hat sich die AKH zu einer der modernsten und leistungsfähigsten Architektenkammern in Deutschland entwickelt. Ein Beispiel dafür ist der von ihm initiierte Tag der Architektur, der inzwischen in ganz Deutschland zur Begegnung mit zeitgenössischer Architektur einlädt. Für sein großes Engagement wurde Gerhard Bremmer das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Mit seiner zweiten Frau Ute konnte er einen neuen Lebensmittelpunkt in Wiesbaden finden, der ihn sehr glücklich machte und die Basis für die vielfältigen Herausforderungen in den folgenden nahezu drei Jahrzehnten wurde. Gerhard Bremmer wurde 1992 als Professor für Entwurfslehre an die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig berufen. Dort stiftete er den „Bremmer-Preis“, der inzwischen seit 25 Jahren an Studierende vergeben wird. Die Hochschule ehrte ihn im letzten Jahr mit der Jakob-Leupold-Medaille.

Das Architekturbüro realisierte in den neunziger Jahren mit inzwischen 70 bis 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz unterschiedliche Projekte, wie z. B. Schul- und Sportstättenbauten, Verwaltungs- und Industriegebäude, sowie Krankenhäuser- und großmaßstäbliche Wohnungsbauten. Gerhard Bremmers Tätigkeit im Büro war somit immer wieder geprägt durch die vielfältigen Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse unserer Gesellschaft. Dies war eine wichtige Basis für sein Wirken in der Öffentlichkeit und in der Lehre. Die Förderung der Baukultur als gesellschaftliche Aufgabe bezeichnete er als sein grundlegendes Ziel und stellte immer wieder die Frage: „Was können Architekten für die Gesellschaft tun?“

Auch nach seinem Ausscheiden aus der GmbH des Architekturbüros blfp 2001 blieb er mit seinem klugen und freundschaftlichen Rat für alle im Büro ein stets motivierender Berater und Weggefährte.

Michael Frielinghaus