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BDA Frankfurt – Bestand ist Zukunft

16. März 2023

Um die Gebäude unserer Stadt zu bauen, wurden Unmengen von Energie und Ressourcen aufgewendet – etwa um Stahl und Beton zu produzieren. Jedes Gebäude, das wir abbrechen, muss aufwendig entsorgt werden. Aktuell gehen 55% des gesamten Müllaufkommens in Deutschland auf die Bauwirtschaft zurück. Zudem benötigt jeder Ersatzneubau erneut erhebliche Mengen an Ressourcen, die mit einem bewussten Weiterbauen und Weiternutzen eingespart werden können.

Die aktuellen Diskussionen und Bemühungen zu einer ökologischen Bauwende zur CO2 Einsparung in der Stadt Frankfurt begrüßt der BDA Frankfurt vor diesem Hintergrund ausdrücklich. So reflektiert die lokale Presse aktuell Überlegungen zum Erhalt des Juridicums durch Planungsdezernent Mike Josef und Ideen zu einem Recycling-Pilotprojekt für Abbruchmaterialien am Fiat-Areal von Baudezernentin Sylvia Weber. Kulturdezernentin Ina Hartwig erklärt das Ziel, die Städtischen Bühnen als „ökologisches Leuchtturmprojekt“ zu realisieren.

Die genannten Äußerungen bestätigen einen grundsätzlichen Haltungswandel in der Stadtpolitik. Der Stadtverordnetenbeschluss zum Abbruch und Neubau der Städtischen Bühnen wurde im Jahr 2020 noch auf der Basis einer Bewertungsmatrix gefällt, in der ökologische Kriterien mit fünf Prozentpunkten kaum zum Tragen kamen. Sollen die Städtischen Bühnen nun als „ökologisches Leuchtturmprojekt“ entwickelt werden, so muss konsequenterweise jedoch der Erhalt wesentlicher Bestandsbauteile in situ erneut geprüft werden. Durch einen Komplett-Abbruch und Neubau würden Ressourcen in einem Umfang verbraucht, die mit nach aktuellem technischem Standard betriebenen Neubauten über Generationen nicht wieder eingespart werden können. Hier besteht ein Widerspruch in den Aussagen des Kulturdezernates, wenn es „ökologisch“ bauen mit „neu“ bauen zu verbinden versucht.

Grundsätzlich kann der verantwortungsbewusste Umgang mit den Bauten unserer Stadt nur gelingen, wenn die Möglichkeiten der Bausubstanz und die an sie gestellten Anforderungen zusammenpassen. Mit vielen aktuellen Anforderungen, z. B. an die technische Gebäudeausstattung, den Wärme-, Schall- und Brandschutz, unpassenden funktionalen Vorgaben oder mit übersteigerten Verwertungsinteressen, lässt sich für jedes Gebäude ein Abbruch als (nutzungs-)technisch oder wirtschaftlich rechtfertigend begründen.

Dies zeigt das Beispiel der Dondorf’schen Druckerei in Bockenheim, die am Ende trotz einer 150 Jahre währenden Nutzungstauglichkeit und ihres baukulturellen Werts nun dem Abbruch geweiht zu sein scheint. Ob das Juridicum dem erheblichen Nutzungsdruck der vorliegenden Planungen zum Kulturcampus standhalten wird, bleibt abzuwarten.

Bei der Bundesbank-Zentrale geben die kommunizierten Nachhaltigkeitsziele Anlass zur Hoffnung, dass ein wertschätzender Umgang mit dem denkmalgeschützten Bau und seiner markanten Fassade gelingt und seine ökologischen und baukulturellen Ressourcen weiter genutzt werden.

Sollen die mittlerweile bundesweit politisch geforderte Bauwende und der Bestandserhalt als Beitrag zur klimagerechten Stadt gelingen, so müssen die Anforderungen dem jeweiligen Gebäude entsprechend angemessen entwickelt werden. Zielkonflikte sind ganzheitlich abzuwägen und zu lösen. Für ein solches Vorgehen sind geeignete politische und gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Der BDA appelliert an Eigentümer*innen und Investor*innen sowie an die beteiligten Akteur*innen aus Planung, Stadtverwaltung und Politik, sich den Herausforderungen zu stellen und die konkreten Veränderungen in Richtung der ökologischen Bauwende weiter voranzutreiben: Der Bestand ist die Zukunft!

Im Namen des Vorstandes des BDA Frankfurt
Moritz Kölling (Vorsitzender) und Antje Voigt

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