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4. BDA Gespräch – Architektur als Werkzeug der Erinnerung: Mehr als nur Reservate für bedrohte Altbauten. Freilichtmuseen als Lernorte für ländliches Bauen – vom Mittelalter bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

28. März 2023

Veranstaltungsreihe des Kreisverbandes München-Oberbayern zur Erinnerungskultur
Ort: BDA Geschäftsstelle, Türkenstraße 34, 80333 München

Geschichte entsteht in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit. Sie ändert sich mit dem Kommen und Gehen derer, die erinnern. Das Erinnern muss von jeder Generation immer wieder neu gedacht werden. Was die Architektur für unsere Erinnerungskultur bedeutet, geht der BDA in einer Reihe von Abendveranstaltungen nach.

Dr. Herbert May
MEHR ALS NUR RESERVATE FÜR BEDROHTE ALTBAUTEN. FREILICHTMUSEEN ALS LERNORTE FÜR LÄNDLICHES BAUEN –
VOM MITTELALTER BIS IN DIE ZEIT NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG
Donnerstag, 25.5.2023, 19:00 Uhr
Moderation: Robert Rechenauer
Eintritt frei

Mit Freilichtmuseen verbindet man in der Regel nostalgische Ausflüge in die „gute alte Zeit“, umgeben von pittoresken Fachwerkhäusern oder Blockbauten mit Schindeldächern. Doch sind die Freilichtmuseen weit mehr als sentimentale Sehnsuchtsorte oder Reservate für bedrohte ländliche Altbauten, für die im „wirklichen Leben“ kein Platz mehr in den Dörfern ist. Auf der Grundlage einer differenzierten wissenschaftlichen Haus- und Bauforschung wird die Bau- und Nutzungsgeschichte der translozierten Häuser anschaulich vermittelt, wobei mittlerweile die Zeitgeschichte eine immer größere Rolle in den Freilichtmuseen spielt. Behelfsheime für Ausgebombte, MAN-Stahlhäuser, Siedlungshäuser, Quelle-Fertighäuser, Tankstellen, Dorf-Discos und Einfamilienhäuser mit IKEA-Einrichtung stehen bereits in vielen europäischen Freilichtmuseen. Das älteste Gebäude in einem deutschen Freilichtmuseum ist ein 1367 erbautes Bauernhaus, das jüngste Gebäude ein Asylbewerber-Container aus dem Jahr 1991: Über 600 Jahre Kulturgeschichte des Bauens und Wohnens lassen sich somit dokumentieren – vom Bauernschrank zur Schrankwand.
Welche Faktoren lösten in Bayern den Gründungsboom der Freilichtmuseen in den 1970er und 1980er Jahren aus? Wie funktionieren Freilichtmuseen als bauhistorische Erinnerungsorte? Was können Freilichtmuseen zum allgegenwärtigen Thema der Nachhaltigkeit beim Bauen beitragen? Fragen, auf die der Vortrag Antworten zu geben versucht, wobei der Blick durchaus über Bayern hinaus gehen wird und auch die oben angeführten jüngeren Gebäude der Nachkriegszeit im Fokus stehen.

Dr. Herbert May ist Museumsleiter des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim.

Foto: © Ute Rauschenbach/Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim
Foto: © Ute Rauschenbach/Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim
Ein MAN-Stahlhaus von 1949, das in dem südlich von Nürnberg gelegenen Weiler Nerreth (Markt Wendelstein) stand, ins Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim versetzt und dort 2011 eröffnet wurde.

 

 

 

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