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OFFENER BRIEF II – ZENTRALBIBLIOTHEK KÖLN

15. März 2023

CEphoto, Uwe Aranas
CEphoto, Uwe Aranas

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker,
sehr geehrte Damen und Herren,

anknüpfend an den offenen Brief des BDA Köln und diverse Berichterstattungen auch in überregionalen Medien zum Erhalt der Zentralbibliothek Köln, möchten wir die Position des BDA Landesverbandes – losgelöst von der aus unserer Perspektive erwiesenen baulichen Qualität und der florierenden Nutzung – unter dem Aspekt des Umgangs mit Bestandsbauten und der darin gebundenen grauen Energie noch einmal deutlich herausstellen.

Jenseits aller technischen Ansichten, dem eventuellen finanziellen Risiko, der in Frage stehenden städtebaulichen Einbindung und dem wenig erquicklichen Thema der „Schönheit“, ist der Abbruch der bestehenden Zentralbibliothek aus unserer Sicht keine Option, ja sogar ein eklatanter Irrtum.

Dass eine Bauwende notwendig ist, steht mittlerweile außer Frage. Denn die Bauwirtschaft mit ihrer enormen klimapolitischen Relevanz lässt sich nur mit einer neuen Kultur des Pflegens und Reparierens nachhaltiger gestalten. Um dies zu erreichen, ist es unerlässlich, das Neubauvolumen drastisch zugunsten von Sanierung und Weiternutzung zu verschieben.

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels hat der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten eine Selbstverpflichtung formuliert, um gemeinsam mit Bauindustrie und Bauherrschaft einen ökologischen Wandel im Planen und Bauen zu erreichen. Im dazu gehörenden Positionspapier, das Haus der Erde fordert der BDA „einen Paradigmenwechsel hin zur klima- und sozialgerechten Stadt“ und „Bauen muss vermehrt ohne Neubau auskommen. Priorität kommt dem Erhalt und dem materiellen wie konstruktiven Weiterbauen des Bestehenden zu und nicht dessen leichtfertigem Abriss. Die graue Energie, die vom Material über den Transport bis zur Konstruktion in Bestandsgebäuden steckt, wird ein wichtiger Maßstab zur energetischen Bewertung sowohl im Planungsprozess als auch in den gesetzlichen Regularien.“

Verantwortliche Klimapolitik und Umdenken im architektonischen Wertekanon der Planner:innen brauchen angemessene politische Räume, die das ambitionierte Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands mit Vorgaben und Anreizen unterstützen. Besonders hier ist die kreative und mutige Vorbildrolle mit intelligent sanierten Bestandsbauten der öffentlichen Hand zwingend notwendig.

Die Stadt Köln hat sich die Klimaneutralität bis 2035 zum Ziel gesetzt, das Land NRW bis 2045. In diesem Sinne bedarf der Erhalt des Gebäudes der Kölner Stadtbibliothek keiner radikalen Änderung der selbst gesteckten Pläne. Im politischen Diskurs ist die Umbaukultur längst angekommen und eine dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtete Politik und Verwaltung stimmen positiv – jedoch, wir wünschen uns, dass sie sich auch im Handeln niederschlägt!

Dringend mahnen wir, die gefassten, auf wohldurchdachten Beschlüssen basierende Planung für eine „neue Bibliothek im bestehenden Gebäude“ so zügig wie möglich umzusetzen und die seit mehr als einem Jahrzehnt dauernde Diskussion zur Kölner Zentralbibliothek zu einem Abschluss im und mit dem Bestand zu führen.

Dipl.-Ing. Gert Lorber
Vorsitzender
Düsseldorf, 9.3.2023