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14. Juni 2023
Der BDA begrüßt, dass das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik einen wichtigen Impuls für die Entwicklung des geplanten Kulturcampus in Bockenheim setzen wird. Am Standort der ehemaligen Dondorf‘schen Druckerei belegt es zukünftig an der Kreuzung Sophienstraße und Zeppelinallee ein stadträumlich bedeutendes Gelenk zwischen Palmengarten und Bockenheimer Depot.
Angesichts des hohen baukulturellen Werts war der Erhalt des identitätsstiftenden historischen Druckereigebäudes eine zentrale Forderung des 2018 ausgelobten Architektenwettbewerbs. Prämiert wurde ein Entwurf, der überzeugend die gegebenen Anforderungen im Bestandsgebäude umsetzte.
Von der Prämisse des Bauerhalts hat sich die Bauherrin nun offenbar verabschiedet. Die Max-Planck-Gesellschaft begründet dies mit baulich-rechtlichen Anforderungen, die in der bestehenden Bausubstanz nicht wirtschaftlich umzusetzen wären. Das Gebäude soll nunmehr abgebrochen und seinem baukulturellen Wert durch eine Nachbildung seiner Fassade Rechnung getragen werden.
Die Max-Planck-Gesellschaft finanziert sich mit öffentlichen Mitteln und trägt große Verantwortung für ihr wirtschaftliches Handeln. Sie besitzt gleichzeitig eine Vorbildfunktion für eine ressourcenschonende Planungskultur. Das Institut für empirische Ästhetik ist als zukünftiger Nutzer der kulturellen und identitätsstiftenden Authentizität verpflichtet. Das Institut bekundet auf seiner Homepage, es hätte sich „gefreut, die Planungen auf ein historisches Gebäude abzustimmen.“ Es wirbt „für ein generelles Umdenken im Bausektor“, will sich jedoch nicht „eigenmächtig über (noch) geltende Regularien und Vorgaben hinwegsetzen.“
Der angemessene und bedarfsgerechte Umgang mit Altbausubstanz wird zurecht zunehmend eingefordert. Die Lösung von bautechnisch-planerischen Herausforderungen im Bestand ist Teil der alltäglichen Praxis von Architekt*innen. Das Weiterbauen bietet gleichzeitig besondere Chancen für den Erhalt identitätsstiftender Orte sowie das kreative Ausbalancieren von Anforderungen und Ressourcen.
Die Dondorf‘sche Druckerei droht nun trotz eines offenbar engagierten und kompromissbereiten Nutzers zu einem weiteren Beispiel der Abrisskultur der öffentlichen Hand zu werden. Der BDA fordert alle am Projekt beteiligten Akteur*innen auf, dem Nutzer den ausdrücklich gewünschten Erhalt des Bestandsgebäudes zu ermöglichen, indem die behindernden baulich-rechtlichen Faktoren erneut kritisch geprüft und zukunftsweisende Lösungsansätze gefunden werden.
Die Dondorf‘schen Druckerei sollte als Pilotprojekt des geforderten substanziellen „Umdenkens im Bausektor“ erhalten bleiben, anstatt sie als mahnende Hülle einer überholten Planungskultur zu rekonstruieren. Ist die bestehende Bausubstanz tatsächlich nicht zu erhalten, so bieten jedoch diese grundsätzlich geänderten Voraussetzungen an so einem zentralen Ort Potenziale, denen durch Neuauslobung eines Wettbewerbs für einen Neubau Rechnung getragen werden muss.
Im Namen des Vorstandes des BDA Frankfurt
Moritz Kölling (Vorsitzender BDA Frankfurt), Frank Brammer, Antje Voigt
Hintergrund
Mit seinem Manifest „Das Haus der Erde“ hat der BDA die Abkehr von einer ressourcenvernichtenden Abrisskultur und eine Hinwendung zum bedarfsgerechten Umgang mit dem Bestand gefordert. Diese Forderungen finden ihren Widerhall auch im Baukulturbericht „Umbaukultur“ 2022/23 der Bundesstiftung Baukultur: „Nach Jahrzehnten der Fokussierung auf den Neubau gilt es, bestehende Strukturen und Regelwerke aufzubrechen und im Sinne einer Umbaukultur neu auszurichten. Umfangreicher Anpassungsbedarf besteht bei den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen genauso wie bei eingeübten Abläufen in Verwaltung und Baubranche.“ Nicht zuletzt schreibt Bundesbauministerin Klara Geywitz in ihrem Vorwort zur aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Arch+: „Die über Jahrzehnte geübte Praxis von Abbruch und Neubau in immer kürzeren Gebäude-Lebenszyklen hat sich (…) als Irrweg erwiesen.“