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HOAI YOU DOING? ÜBER KOMPLEXITÄT – ein Bericht

5. Juni 2023

Till Budde
Till Budde

„HOAI you doing?“ Der Titel ist wirklich gut. Die amerikanische Begrüßungsfloskel, die nur scheinbar nach dem Wohlbefinden des Gegenübers fragt, wird leicht verfremdet auf die Honorarordnung angewandt – darauf gekommen ist Alesa Mustar und das Team hinter dem Projekt. Was gibt es unter diesem Titel? Mustar: „eine szenografische Installation im DAZ, gedruckte Ausgaben der HOAI zum Hineinschreiben, ein Booklet mit einem Essay, und nicht zuletzt drei Gesprächsabende im Juni 2023 im DAZ“. Von dem ersten Abend gilt es hier zu berichten – er stand unter dem Motto „Über Komplexität. Welche Ordnung für welche Planung?“

Bjoern Wolf von den Gestaltern Fons Hickmann m23 erinnerte das Setting des Talks mit drehbaren Ledersesseln an eine alte Fernsehsendung. Moderator Christian Holl griff das auf und erinnerte daran, dass die erste HOAI von 1977 stammt – „aus einer Zeit, die nicht mehr heute ist.“ Wie muss sich die Honorarordnung also anpassen, damit sie in die heutige Zeit gültig bleibt? „Passt das Grundgerüst zu den bevorstehenden Aufgaben?“ Um es gleich vorwegzunehmen: Das Fazit der Diskussion, die schnell im Klein-Klein der Details landete, lautete etwa so: Festhalten an der HOAI: ja, aber anders.

Zuvor erinnerte BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck an die Eckpunkte, die in letzter Zeit in Bewegung gekommen sind: Da ist einerseits das EuGH-Urteil, das die Verbindlichkeit der Höchst- und Mindestsätze für ungültig erklärt hatte (und damit eine auskömmliche Bezahlung nicht mehr garantiert), und andererseits der Versuch der Weiterentwicklung, der zu einem Novellierungsvorschlag geführt hatte. Wartzeck forderte: „Da sich die Aufgaben im Bauen andern, muss die HOAI diverser werden.“

Wiebke Ahues von der Architektenkammer Berlin stellte zunächst fest, dass sich trotz des EuGH-Urteils die öffentlichen Auftraggeber weiter an die Sätze halten, und die privaten sich zumindest daran orientieren. Alles also halb so schlimm? „Die Orientierung an den Baukosten bildet den Faktor Zeit nicht ab. Wir wären besser bedient, wenn wir nach Aufwand entschädigt würden!“

Alexander Poetzsch wurde da noch deutlicher: „Wir werden belohnt, wenn wir teuer, teuer, teuer bauen. Nicht belohnt wird, im Bestand eine einfache Lösung im Sinne des Reparierens zu finden. Die HOAI ist gemacht für den Neubau, Umbau ist da nur eine Ausnahme. Lasst uns das umdrehen!“

Die Diskussion verwies dann darauf, dass die HOAI ein Honorarverzeichnis sei, keine Leistungsbeschreibung. Roland Duda: „Qualität entsteht nicht automatisch durch die HOAI, aber sie kann Qualität zumindest nicht behindern.“ Er berichtete, dass sein Büro auch beim Bauen im Bestand kein Problem mit der HOAI habe. Abweichungen von der Honorarordnung seien das eigentlich Interessante. Stine Kolbert meinte: „Die HOAI wird uns nicht retten. Der Bauherr wünscht sich einen ungestörten Prozess; die Architektinnen und Architekten streben hingegen nach Qualität.“ Holl verwies darauf, dass sich Qualität in der Honorarordnung nicht abbilde, weil sie nicht beschreibbar sei.

In der Diskussion wurde daher noch das Für und Wider alternativer Honorarmodelle diskutiert, etwa in Form einer Matrix von Punkten oder Honorarbausteinen, vor allem für die Leistungsphase 2. Letztlich traf aber Alex Poetzsch den Nerv des Publikums, als im Hinblick auf den Novellierungsprozess abschließend seufzte: „So viele Punkte, hach!“

-tze