Foto: Sebastian Schels

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021

Max Otto Zitzelsberger – Warte Haus

Foto: Sebastian Schels

Max Otto Zitzelsberger – Warte Haus

Projekt
Warte Haus
Architekt
Max Otto Zitzelsberger BDA, München
Bauherr
Stadt Landshut, vertreten durch OB Hans Rampf


Das Warte Haus ist eine Reminiszenz an alle metallischen Objekte unserer Städte des 19. Jahrhunderts, denen der Funktionalismus die Gestalt ausgetrieben hat. Gemeint sind damit all die wundervollen Geländer und Balustraden, die kleinen Toilettenhäuser, Litfaßsäulen, Trambahnstationen, Blumenkioske und Straßenlaternen. Heutige Städte haben lediglich langweilige Werbetafeln, nichtssagende Abfalleimer oder eben belanglose Wartehäuser zu bieten.

Dabei könnten wir vom 19. Jahrhundert so viel lernen. Es hat mit großem Elan das Handwerk gefeiert und war doch geprägt von der Industrialisierung wie kein Jahrhundert zuvor. Die Konstruktion der Haltestelle und dem Uhrenturm ist aus Metall. Die Eckstützen sind Fertigprofile mit angeschweißten Bauteilen. Die Zwischenstützen sind aus Metallplatten gelasert. Die Details der gewählten Konstruktion erinnern an die klassischen „Bunde“ im Schmiedehandwerk oder die Nieten alter Eisenbrücken. Die Farbe ist ein Eisenglimmerlack, mit dem Pinsel aufgetragen. Es zeigen sich somit Spuren der Hand, die in ihrem ungleichmäßigen Duktus der Konstruktion Leben einhauchen.

Max Otto Zitzelsberger
Architekt BDA
Theresienstraße 46
80333 München
www.maxottozitzelsberger.de
E-Mail

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021 – Anerkennungen

Stadtmöblierungen wirken meist als unschöpferische Zutat, die den Stadtraum eher beeinträchtigen, als dass sie das Raumerlebnis steigern. Das ist bei Max Otto Zitzelbergers Warte Haus in Landshut anders. Mit angemessener Maßstäblichkeit, feingliedriger Struktur und handwerklicher Qualität sind Stadtmöbel entstanden, die einerseits als Ableitung aus dem Stadtraum verstanden werden können, andererseits dem Stadtraum Objekte hinzufügen, die dort bislang gefehlt haben.
Warte Haus, Uhrturm und die den Stadtraum bildenden Gebäude scheinen eine Symbiose eingegangen zu sein. Die für eine Haltestelle ungewöhnliche Ausbildung des Daches als Schrägdach mit außenliegender Rinne drückt eine Gelassenheit aus, die dazu beiträgt, das Warte Haus als Teil der Stadt und nicht als Fremdkörper zu lesen. Die Struktur des Objektes ist dabei nicht nur Ornament, sondern ganz offensichtlich aus dem Tragwerk entwickelt, dessen sich nach oben verzweigende Profile die Rahmenwirkung entfalten. Der Einsatz von aktuellen Herstellungsmethoden und die Interpretation von traditionellen Knotenpunkten führt zu einer glaubwürdigen Gestalt, die sich eine zeitlose Existenz in Struktur, Proportion und Maßstab zu eigen macht. Diese in rote Farbe gekleidete Gestalt ist es, die dem liebevoll gemachten Bauwerk die von Zitzelsberger angeführte „urbane Noblesse“ verleiht. Die Jury betont die Bedeutung der Qualität von Stadtmöblierungen für die Wirkung von Stadträumen und spricht Max Otto Zitzelsberger für die städtebauliche, konstruktive und stadtgestalterische Qualität des Warte Hauses ihre Anerkennung aus.

Für die Jury
Prof. Heinrich Lessing