Preisträger BDA-Studienpreis Rheinland-Pfalz 2015

Neues Bauen gestern und heute Beispiel Ernst-May-Siedlung Frankfurt-Westhausen

Frankfurt-Westhausen

Neues Bauen gestern und heute Beispiel Ernst-May-Siedlung Frankfurt-Westhausen

Frankfurt-Westhausen
Projekt
Neues Bauen gestern und heute Beispiel Ernst-May-Siedlung Frankfurt-Westhausen
Architekt
Katrin Hamann, Hochschule Mainz

Wie sollen wir die Architektur der Moderne modernisieren? Am Beispiel der Ernst-May-Siedlung in Frankfurt-Westhausen zeigt die Autorin, wie ein standardisierter Wohnungsbau der dreißiger Jahre an heutige individuelle Bedürfnisse und an die zunehmende Privatisierung angepasst werden kann, ohne die kohärente städtebauliche Wirkung der Siedlung aufgeben zu müssen. Hierfür liefert die Autorin beachtenswerte Ansätze: Während die Vorderseiten der Gebäude im Originalzustand erhalten werden, sollen deren Gartenseiten anhand eines Baukastensystems erweitert werden können. Vier Erweiterungsstufen bieten den Eigentümern die Möglichkeit, ihre Gebäude entsprechend ihrer spezifischen Bedürfnisse zu vergrößern. Ein unkontrollierter Wildwuchs baulicher Erweiterungen kann so verhindert werden. Das Baukastensystem führt dabei allerdings nicht wieder in die serielle Monotonie, sondern erzeugt durch die unterschiedliche Wahl der Erweiterungsstufen in der Nachbarschaft eher zu einem lebendigen Spiel kubischer Formen. Über den relevanten Ansatz hinaus zeichnet sich die Arbeit insbesondere durch die umfassende Analyse und die Tiefe der Durcharbeitung aus. Die Autorin hat sich intensiv mit den baugeschichtlichen Hintergründen, demografischen Grundlagen und örtlichen Rahmenbedingungen auseinandergesetzt. Das städtebauliche Konzept wird anhand einer Reihe exemplarischer Grundrisslösungen untersucht. Zuletzt mündet die Arbeit in den Entwurf einer Gestaltungssatzung und eines Bebauungsplans. Somit ist diese Arbeit ein anspruchsvoll durchgearbeiteter und bereichernder Beitrag zum Thema der Erneuerung klassisch-moderner Architektur.

Preisträger

BDA-Studienpreis Rheinland-Pfalz 2015

Die Arbeit folgt einem überraschenden und eigenständigen Weg im Umgang mit dem zu erhaltenden Kirchengebäude. Der Kirchen-

raum wird zum offenen Hof umgedeutet, um den sich auf sehr konzentrierte Weise das neue Gemeindezentrum entwickelt. Zusam- men mit dem gut proportionierten und stadträumlich richtig platzierten Wohngebäude entsteht eine selbstverständlich abgestufte Raumfolge aus offenem Vorplatz und abgeschirmten Gartenhof. Den dritten Freiraum bildet der ehemalige Kirchenraum. Das Entfer- nen des Daches verwandelt den Sakralraum in ein offenes Zentrum, der seinen Ursprung über diese zunächst irritierende Umkehrung ablesbar bewahrt. Die dichte Umbauung unterstützt folgerichtig und sehr konsequent den Positiv/Negativ-Effekt. Das Innen wird zum Außen, das Außen zum Innen. Das Gemeindezentrum ist in komplexen Raumfolgen umlaufend organisiert, die geschickt die gegensätzlichen Orientierungen zum offenen Stadtraum und zum geschlossenen Hof/Kirchenraum für vielfältige Blickfolgen nutzen. Der zweite versetzt stehende Baukörper stapelt die unterschiedlichen Wohnformen in jeweils eigenständigen Wohnungstypen als vertikaler Kontrapunkt zum kompakten Gemeindezentrum. Zusammen wirken beide als ausgewogene Komposition. Die schlüssig durchgearbeiteten Fassaden reagieren geschickt aufeinander und reflektieren das städtische Umfeld. Das Projekt wählt einen muti- gen Ansatz und zeugt in der Durcharbeitung von einer selbstbewussten und sicheren architektonischen Haltung der Verfasserin.