Neustrukturierung Barockgarten Heidelberg

Würdigung der Jury
In der Heidelberger Altstadt liegt das in den Jahren 1703 bis 1734 entstandene Jesuitenkolleg, das nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 in seinen Gebäudeteilen unterschiedliche Nutzungen beherbergte. 1804 wurde in dem Hof vermutlich ein Barockgarten angelegt. Von der Vision in 1804 über eine Rekonstruktion des Barockgartens 1975 wurde die jetzige Neuplanung vorgenommen und zu einem „Ort des Lernens“ der Ruperto-Carola-Universität im Heidelberger Altstadt Campus weiterentwickelt. An der Südostecke des historischen Gebäudeensembles des Anglistischen und des Romanistischen Seminargebäudes betritt man den Vorplatz – das neue Entree – in den Barockgarten. Durch einen räumlichen Filter – der südlichen Pergola – schimmert das Grün des Gartens. Zwischen den raumbildenden Pergolen an der südlichen und nördlichen Seite liegt der Garten mit seinen nach den Prinzipien des Barockgartens angelegten Geometrien und Wegesystem, dem Wandelraum mit zentralem Springbrunnen. Auf sehr sensible Art wird hier ein Gartenraum zwischen den flankierenden historischen Gebäuden aufgespannt, der eine tiefe Ruhe und Maßstäblichkeit ausstrahlt. Dabei sind die einzelnen Objekte der Möblierung behutsam an den Seiten entlang der Grünstruktur gesetzt. Die Gestaltung bedient sich hier respektvoll weniger Elemente und Materialien, nimmt sich auf angenehme Weise zurück und verleiht so den historischen Gebäuden eine vornehme Präsenz. In die Rasenfläche eingelegte Halbkreise mit den Natursteinintarsien „Semper Apertus – Ort des Lernens“ benennen den Ort und setzen die Formensprache des Grundgedankens fort. Hier ist ein Ort entstanden, der den Studierenden Treffpunkt und Lernort mit hohen Aufenthaltsqualitäten bietet und ein Gartenraum, der mit großem Respekt die historische Umgebung in sich aufnimmt.

Glück Landschaftsarchitektur BDLA, Stuttgart
www.glueck-la.de