Foto: Joachim Grothus für blocher partners

Preisträger BDA Preis Niedersachsen 2019

Niedersächsischer Landtag

Hannover

Foto: Joachim Grothus für blocher partners

Niedersächsischer Landtag

Hannover
Projekt
Niedersächsischer Landtag
Architekt
blocher partners
Bauherr
Land Niedersachsen

Die Architekten verwandelten das von Dieter Oesterlen in der Nachkriegszeit entworfene Baudenkmal in ein modernes Parlamentsgebäude. Der neue Landtag soll die Aspekte des heutigen Demokratieverständnisses widerspiegeln und dem gesellschaftlichem Wandel Rechnung tragen. Die Planer entwickelten deshalb Transparenz als Leitgedanken des Umbaus, stellten Bezüge zum städtebaulichen Raum her und verankerten den Bau, als Wahrzeichen der Demokratie, inmitten der Stadt. Dazu wurde das Parlament unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes entkernt und neu errichtet – Fassaden und Kubatur blieben erhalten, Habitus und Duktus bewahrt. Der neue Plenarsaal ist geprägt von Offenheit und Transparenz: Großzügige Presse- und Besuchertribünen flankieren den Saal und bieten Einblicke in das politische Geschehen. Die neue lichte Portikushalle bietet als Bürgerforum einen multifunktionalen Bereich für Veranstaltungen und Ausstellungen, die repräsentative Niedersachsentreppe an der Nordseite liegt nun zentral im Blickfeld. Die Bauteile aus verschiedenen Entstehungsphasen, die neue Besucherhalle hinter dem klassizistischen Portikus und der Plenarbereich im Nachkriegsgebäude, bleiben durch eine architektonische Fuge ablesbar: Das Glasoberlicht im Dach erstreckt sich nahezu über die gesamte Breite des Gebäudes. Im Inneren findet diese Fuge eine Fortführung in der Glaswand zum Plenarsaal, die sich über zwei Geschosse erstreckt und eine neue Blickachse ermöglicht – vom Foyer, durch den Parlamentsraum bis zum Platz der Göttinger Sieben. Die Maßnahmen bewahren den Charakter des Hauses und schaffen einen beispielhaften Raum für öffentliches Leben, der die Demokratie beheimatet und für die Zukunft stärkt.

Preisträger

BDA Preis Niedersachsen 2019

Die Verwandlung des Bauwerks Niedersächsischer Landtag wird als gelungenes Beispiel für die umfassende Anpassung eines historisch bedeutsamen und unter Denkmalschutz stehenden Ensembles an die veränderten Anforderungen in Funktion, Ästhetik, Atmosphäre und Komfort der heutigen Zeit gewürdigt. Durch die Verlagerung des ehemaligen Foyers in den westlich anschließenden Gartenhof, wurden nicht nur die für die im Plenarsaal benötigten
Funktionsflächen für Publikum und Pressevertreter geschaffen, sondern für das Zentrum der niedersächsischen Demokratie eine neue transparent-großzügige Atmosphäre entwickelt. Durch die kluge „Drehung“ der ursprünglichen Ausrichtung des Saales um 180 Grad entsteht nicht nur eine neue, ablaufgerechte, logische Raumfolge, sondern die Öffnung und Durchlichtung des gesamten Landtages als Ausdruck unseres heutigen Demokratieverständnisses.
Dabei spiegeln die Raumfolgen nicht nur das gewandelte Selbstverständnis unserer Zeit, sondern auch die unterschiedlichen Zeitschichten und Herrschaftsformen, die unsere Gegenwart geprägt haben: klassizistisch-herrschaftlicher Portikus von Laves und die Nachkriegsarchitektur von Oesterlen verbinden sich durch die Sanierung und Neudefinition durch blocher partners zu einem Amalgam unterschiedlicher Baustile, das unter Wahrung von Fassade und
Kubatur, Duktus und Habitus des Bestandes ein äußerst gelungenes Beispiel für die Fortschreibung bestehender Bausubstanz in eine neue Nutzungsepoche darstellt.