Erica Overmeer

Preisträger BDA PREIS BERLIN 2021

Terrassenhaus Berlin/Lobe Block – Atelier- und Ausstellungshaus

Berlin

Erica Overmeer

Terrassenhaus Berlin/Lobe Block – Atelier- und Ausstellungshaus

Berlin
Projekt
Terrassenhaus Berlin/Lobe Block – Atelier- und Ausstellungshaus,
Architekt
Brandlhuber+ Emde, Burlon / Muck Petzet Architekten
Bauherr
Olivia Reynolds / Lobe Block GmbH & Co. KG

Er ist ein mächtiger Zankapfel, der Lobe Block! Die einen lieben ihn, die anderen lieben ihn so gar nicht. Er polarisiert, ist strittig, provoziert Diskussionen und bringt selbst Menschen mit permanentem Ruhepuls in Wallungen. Dies ist auch keine große Überraschung. Verhält sich doch der Lobe Block politisch vollkommen inkorrekt und setzt sich einfach mächtig, ignorant und fett auf das doch sehr eigene Grundstück direkt an der Bahntrasse im Berliner Wedding – Fuck Kontext!

Die Grundintension ist so poetisch, romantisch, weich und gesellig wie Architektur nur sein kann: Fünf Geschosse mit großformatig vorgelagerten, sechs Meter tiefen Terrassen staffeln sich im Treppensteigungsverhältnis von 18 auf 27 nach oben. Ihre Flanken werden begleitet von zwei großzügigen öffentlichen Treppenanlagen. So entsteht ein reisterrassenartiges Gefüge aus Plateaus, von welchen jede einzelne ein fast liebevolles Verhältnis zur direkt angrenzenden Bahntrasse aufbaut. Das sich hier aufspannende Panorama ist unglaublich urban, aber längst nicht so ruhig wie eine romantische Waldlichtung.

Die direkt an die Terrassen angrenzenden Wohn- oder Gewerbeeinheiten sind lediglich durch ihre Vollverglasungen und silberflatternden Vorhänge von den Außenbereichen getrennt – es wirkt wahrlich nicht so als wäre der Lobe Block auf Intimität und Privatheit getrimmt. Hinsichtlich der Nutzung und des Innenausbaus ist das Haus vollkommen flexibel konzipiert. Seine Grundstruktur ist so ausgerichtet, dass überall Wohnen, Büro und Gewerbe in unterschiedlichen Varianten möglich ist. Und so ist es auch. Denn neben Wohnungen und Büros befinden sich hier Ateliers, Ausstellungsräume, Co-Working-Spaces sowie ein Yoga-Studio und ein Restaurant.

Interessant auch, dass durch die Staffelung des Bauwerkes eigentlich mehr begehbare Fläche entsteht als auf dem leeren Grundstück da war. So ergibt sich auf der vermeintlichen Rückseite, welche eigentlich die Straßenseite ist, durch die Rücksprünge ein kleiner überdachter, halböffentlicher Platz. Nicht gerade lieblich aber ob des großen Andrangs durchaus belebt.

Am Ende kann man sich darauf einigen, dass dieses Gebäude gerade auch wegen seiner polarisierenden Wirkung einen wertvollen baukulturellen Beitrag darstellt. Denn schlussendlich sind viele Häuser einfach nur Häuser und nur ein paar Häuser sind echte Haltungen.

Mark Jenewein, Architekt LOVE architecture & urbanism, Graz

Preisträger

BDA PREIS BERLIN 2021 – Sonderpreis BDA PREIS BERLIN 2021