Zur Bundesstiftung Bauakademie: Interview mit Susanne Wartzeck

27. November 2019

Klaus Hartmann
Klaus Hartmann

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Pronold wird Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie in Berlin. Wie beurteilen Sie das?

Diese Personalie hat uns verwundert, weil der Staatssekretär Pronold nicht das Anforderungsprofil abdeckt, das in der Stellenausschreibung formuliert war. Wir hätten dort lieber eine Persönlichkeit mit kuratorischer, gern auch internationaler Erfahrung im Bereich der Architekturvermittlung gesehen. Wir möchten wissen, welche inhaltlichen Punkte die Auswahlkommission bei dieser Bewerbung überzeugt hat. Auf jeden Fall fordern wir für solche Stellenbesetzungen einen transparenten und fairen Vergabeprozess.

Was bedeutet diese Entscheidung für die Frage nach der Rekonstruktion der Schinkel-Fassaden?

Wir gehen davon aus, dass diese Frage wie bisher ergebnisoffen behandelt wird. Denn es ist immer betont worden, dass zuerst der Inhalt, dann die Architektur entschieden wird. Den erkannten Fehler beim Humboldt-Forum / Berliner Schloss wollen doch alle Beteiligten ausdrücklich dieses Mal vermeiden. Dies wurde auch in den drei Foren des Bundesbauministeriums, moderiert von der Bundesstiftung Baukultur, immer wieder hervorgehoben.

Aber hat der Bundestag nicht die Wiederherstellung der Fassaden gefordert?

Es gibt dazu keinen bindenden Beschluss des Deutschen Bundestages. Der Haushaltsausschuss hat lediglich finanzielle Mittel für die Wiedererrichtung der Bauakademie zur Verfügung gestellt. In welcher Form das erfolgt, ist nicht festgelegt worden und sollte in einem Architekturwettbewerb geklärt werden, sobald das Programm steht. Dieser Wettbewerb muss, nicht zuletzt bei der Jurybesetzung, inhaltlich offen sein und auch die Möglichkeit einer kritischen Rekonstruktion erlauben.

Es hat ja bereits einen Programmwettbewerb mit immerhin fünf gleichwertigen ersten Preisen gegeben. Wird das jetzt zur Makulatur?

Warum sollte es? Die Ergebnisse des Programmwettbewerbs wie auch der breite Beteiligungsprozess des Jahres 2018  bieten wertvolle Hinweise für die Bespielung der Institution Bauakademie und des noch zu entwerfenden Gebäudes.

Neben der neuen Bundesstiftung Bauakademie gibt es ja bereits die genannte Bundesstiftung Baukultur. Wie verträgt sich das?

Die Bundesstiftung Baukultur hat sich in den vergangenen Jahren mit einer inhaltlich starken Arbeit zu den Themen Baukultur, Architektur sowie Stadt- und Freiraumplanung in der Öffentlichkeit und im politischen Diskurs etabliert. Die Arbeit der Bauakademie kann nicht in Konkurrenz dazu stehen, eine Marginalisierung der Baukulturstiftung wäre ein großer Verlust. Beide Bundesstiftungen sollten vielmehr ihre Aufgaben in ihrer jeweils eigenen Ausprägung wahrnehmen können.

Susanne Wartzeck ist Präsidentin des Bundes Deutscher Architekten BDA.