Jörn Lehmann

Rathaus Lübz

Am Markt 22, 19386 Lübz

Jörn Lehmann

Rathaus Lübz

Preisträger BDA-Preis Mecklenburg-Vorpommern 2013 Anerkennung
Projekt
Rathaus Lübz
Architekt
AUTZEN & REIMERS, Berlin
Bauherr
amt-eldenburg-luebz.de

Der als Amtsgericht Ende des 19. Jh. gebaute Altbauteil des Rathauses war zu klein, so dass ein Neubau, besonders nach der Verwaltungsreform, unumgänglich wurde. Die lang aufgeschobene Entscheidung, den Altbau auch in der Zukunft weiter zu benutzen, hat letztlich zu einer städtebaulich sehr sinnfälligen Lösung geführt. Denn einerseits wurde die nach 1990 begonnene Selbstverwaltung in dem Altbau, der zwischenzeitlichen als Sitz der SED-Kreisleitung gedient hatte, sichtbar erhalten. Andererseits konnte der Neubau zum Rathausplatz in einer zurückhaltenden Dimension entwickelt werden. Dafür wurde die Hauptmasse der neuen Arbeitsplätze zum Park hin orientiert. Diese Anordnung hat darüber hinaus die Möglichkeit eröffnet, zwischen Alt- und Neubau die notwendige behindertengerechte Erschließung für beide Bauabschnitte zu legen. Die dabei entwickelte Materialfuge lässt beiden Gebäuden ihre eigene Identität und fügt diese dennoch zu einem der kleinstädtischen Platzanlage angemessenem Ensemble.

Der Neubau steht auf Stützen über den Stellplätzen. Die anschließende Parkfläche wirkt so in den Hof hinein und wirkt einer optischen Abriegelung entgegen. Das Tragwerk, ausgesteift durch eine längs der einseitigen Erschließung verlaufende Sichtbetonwand zwischen Flur und Arbeitsräumen, wird im Äußeren begrenzt von einer in zweischaligem Klinkermauerwerk ausgeführten Lochfassade zum Park und einer gläsernen Fassade zum Hof. Alle Details sind sorgfältig und angemessen entwickelt und ausgeführt. Das beide Baukörper zusammenführende Verbindungselement mit der Aufzugsanlage wird jeweils in den anschließenden Bauteilen durch eine Treppe abgeschlossen, die, in gekonnt einfachem Design mit massiven Brüstungen und Holzhandlauf, auch die abgängige Anlage im Altbau ersetzt. Damit ergibt sich ein optischer Verbund von Alt und Neu, ohne dass dies aufdringlich oder gar deplatziert wirken würde. Die Renovierung des Altbaus entwickelt sich sorgfältig am Befund und ist ebenso sorgsam ergänzt.

Für die Jury war es überraschend, wie sich einzelne Bedenken in ihren Reihen zur Anfügung des Neubaus vor Ort auflösten. Das Projekt kann darüber hinaus ein Beispiel dafür sein, wie gut es manchmal ist, notwendige Baumaßnahmen in aller Ruhe reifen zu lassen.

(aus Jurytext Landesbaupreis M-V 2010)