Foto: Robert Herrmann

Rückkehr des Genius-loci

Don Duong, Vietnam

Foto: Robert Herrmann

Rückkehr des Genius-loci

Preisträger Hans Schaefers Preis 2016
Projekt
Rückkehr des Genius-loci
Architekt
Thi Thu Huong Vu, Tuan Dung Nguyen
Bauherr
Pfarrgemeinde Kadon – Diözese Dalat, Vietnam

Die Pfarrgemeinde Kadon – Diözese Dalat, mit ca. 5000 Mitgliedern aus vielen ethnischen Volkgruppen, unter denen die Volksgruppen Churu und K’ho zu der Mehrheit zählen, gehört zu der Provinz Lam Dong auf dem Zentralhochland Vietnams. Viele Menschen leben noch in dürftigen Lebensverhältnissen.
Dienend der Missionsarbeiten werden im Pfarrzentrum Kadon der Katechismus und andere liturgische Dokumente in die Sprache der Churu durch die Transcription in die lateinischen Schriften übersetzt. Ein Wörtebuch Churu – Amtsprache Vietnamesisch ist in der Bearbeitung. Bisher konnten viele Volkslieder, Gedichte sowie Sprichtwörter der Churu durch die Transcription fesgehalten werden. Es sind sehr wichtige Beiträge, um die Existenz ethnischer Völker zu erkennen, ihre Kulturen und Sprachen für die gesellschaftliche Entwicklung zu bewahren und schützen.

Außer liturgischen Aktivitäten finden in der Pfarrgemeinde Volksfeste und kulturellen Austausche statt. Einer der wesentlichen Aspekte ist die Sammlung der Alltagsgegenstände der Gruppe Churu. Sie spielen eine wichtige Rolle zum Erwecken einer immer mehr verloren gehenden Kultur. Diese bedeutungsvollen Objekte sollen im richtigen Ausstellungskonzept dargestellt werden, um für
katholischen Angehörigen der Minderheitsgruppe Churu die Basis des Selbstbewusstseins zu etablieren. Auch in diesem Zusammenhang soll das neue Kirchengebäude die kulturellen Merkmale der Churu ausprägen.
Wir verfolgen der Fragestellung: „… Aber Welches Bild soll ich für Gott ersinnen, da doch im Grunde genommen der Mensch selbst Gottes Ebenbild ist? Welchen Tempel soll ich ihm bauen, da die ganze Welt, das Werk seiner Hände, ihm nicht zu fassen vermag?“ (*)
Die Absicht der Beheimatung mit einem Dach für das Volk führt uns zu der Vision des Entwurfs. Befindet sich auf der Bergkuppe, fügt sich die Kirche in eine lang gestreckte idyllische Landschaft ein. Nur der Glockenturm hebt das Kreuz auf. Der wirkliche liturgische Kirchenraum wird durch das große Dach als eine Metapher des Himmeldaches gebildet, das durch die scharfen Kanten des
über 2000qm-großen Daches eine weitere Erweiterung für 5000 Mitglieder der Pfarrgemeinde unter dem Schutz des Gottes darstellt. Unter dem Schatten der Vorhalle können Kinder spielen und den Katechismus sowohl in der trockenen als auch in regnerischen Jahreszeit lernen. Innerhalb der Kirche definieren die filigranten Stützen den anpassungsfähigen liturgischen Raum vom kleinen bis weiterem Volumen. Reimend mit kleinen Holzlatten Stahlstützen lässt sich die Natur durch den Kirchenraum strömmen. Sonne, Mond, Wind, Nebel, rote Erde, Regen und die Sterne werde Schmuck der Kirche. Glastafeln zwischen zwei Schichten von Holzlatten verhindern den starken Wind und lassen die schöne
Landschaft auf Wandelementen widerspiegeln. Dank der flexilbe Bestuhlung sowie der Anordnung der Unterrichtsräume seitlich vom Hauptliturgie-Raum in Addition mit dem Riesenvordach kann die Aufnahmekapazität des Kirchenraums bis auf 3000 Sitzplätzen erweitert werden. „…Gleichsam in Licht und Schatten, Innen und Außen, Schutz und Weite kann sich die Gemeinde vor Gott versammeln und ihren Glauben feiern…dass sich Ihr „Kirche-sein“ nicht nur auf das Gebäude als solches beschränkt, sondern in einer lebendigen Gemeinde vielfältige Ausdrucksformen findet…“
(**)
Der rasende Veränderungsprozess Vietnams bringt den Verlust der Identitäten sowie Kult- und Kulturgüter mit sich. In Kadon spielt die Kirche nicht nur eine religiöse Institution sondern vertritt auch die Rolle des Hauses, wohin Leute jederzeit kommen zurückkommen können, geliebt und respektiert. In diesem Sinn der Gemeinsamkeit wurde das Projekt als Selbstbau-Projekt entwickelt und durchgeführt. Die Betreuung der Durchführung richtete sich nach der HOAI-Struktur.
Die These der Diplomarbeit wurde 2011 bei europäischen Awards für sakrale Architektur an Diplom-, Master- und Doktorarbeiten für Neuplanung der christlichen Bauten gelobt. Im Juni 2016 erhielt die 2014 eingeweihte Pfarrkirche den zweiten Preis bei den Internationalen Awards –VI Edition 2016– für sakrale Architektur, ausgelobt durch die Fondazione Frate Sole in Pavia, Italien.