Hugo-Häring-Nachwuchspreis 2018
Würdigung der Jury
Nach über einhundert Jahren gelingt David Frei, Larissa Haas und Alexander Lukas mit der Freilegung des südlichen Überwerfungsbauwerks des Stuttgarter Hauptbahnhofs die Wiederentdeckung eines herausragenden Denkmals der frühmodernen Industriekultur. Zugleich aber gewinnen sie – aus der Geschichte für die Gegenwart – einen ebenso klaren wie monumentalen Ort zur Aneignung und selbstbestimmten Entfaltung der Stadtgesellschaft. Ein Ort für Kultur und ein neuer Landschaftsraum unmittelbar im Zentrum der Stadt.
Zentral entlang des Schlossgartens als erstmalige direkte Ost-West-Verbindung von Europa- und Rosensteinviertel gelegen, nehmen nach Norden und Süden zwei Auftaktbauten die umgebende, bereits geplante Neubebauung auf. Doch wird die Individualität und Einzigartigkeit dieses zukünftigen Stuttgarter Wahrzeichens jederzeit gewahrt. Entstanden 1908–14, um im Verborgenen die Ein-und Ausfahrten der Züge aufzufangen und reibungslos zu verteilen, zeigen sich nun stringente und anmutige Arkadengänge, die zum Verweilen und freien Wandeln einladen:
Kontemplation inmitten von rauschender Betriebsamkeit, Besinnung auf die notwendigen Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen statt kurzsichtige Investmentsucht, Geschichte und Gegenwart, Industrie, Kultur und Natur im Einklang.